IT-Governance im Schulsystem am Beispiel Bremen
In der aktuellen Forschung und der unternehmerischen Praxis zur strategischen Ausrichtung der Organisation in Bezug auf die IT-Infrastruktur und die Informationssysteme wird zunehmend auf das Konzept der IT-Governance als Teil des strategischen Managements rekurriert. Darunter werden im Allgemeinen Grundsätze, Verfahren und Maßnahmen zusammengefasst, die sicherstellen, dass mit Hilfe der eingesetzten IT die Geschäftsziele abgedeckt, Ressourcen verantwortungsvoll eingesetzt und Risiken angemessen überwacht werden.
Gemäß dieser Definition sollte jede Organisation zu einem gewissen Grad über IT Governance-Mechanismen verfügen – dies gilt daher auch für Schulbehörden, die mittlerweile eine IT-Infrastruktur planen, steuern und kontrollieren müssen, die einem mittelgroßen bis großen Unternehmen gleicht. Erkenntnis leitend ist die Identifikation und Rekonstruktion von IT-Governance-Strukturen im Schulsystem für die Bereitstellung und den Betrieb einer komplexen pädagogischen IT-Infrastruktur.
Die Forschungsfragen in diesem Projekt sind daher entlang von vier Kernbereichen definiert:
- Planung: Welche Grundlagen für die Planung sind bekannt? Welcher Ausstattungsrahmen kann voraus gesetzt werden? Welche Anforderungen werden von den Endnutzer/innen formuliert? Welche Kostenstrukturen sind zu berücksichtigen?
- Struktur: Wer trifft die IT-Entscheidungen? Welche Organisationsstrukturen sind vorhanden bzw. müssen geschaffen werden?
- Prozesse: Wie werden IT-Entscheidungen getroffen? Wie sind die Entscheidungsprozesse für den Vorschlag, die Bewertung, Durchführung und die Reihung von IT-Investitionen strukturiert?
- Kommunikation (IT-Masterplan): Wie werden die Ergebnisse der Prozesse und Entscheidungen überwacht, gemessen und kommuniziert? Welche Mechanismen werden genutzt, um IT-(Investment)-Entscheidungen zu kommunizieren?
Das Institut für Informationsmanagement Bremen versucht diese Kernfragen mit Hilfe von verschiedenen Methodiken am Beispiel der Stadt Bremen zu evaluieren:
- Organisationsanalyse: Mit Hilfe von standardisierten Schul- und Lehrerbefragungen als Online-Survey soll die „Kundenzufriedenheit“ mit den bisherigen Organisationsprozessen ebenso untersucht werden wie die bisherige Integration der digitalen Medien in den Unterricht. Durch halb-standardisierte Leitfaden-gestützte Experteninterviews sollen die bisherigen Prozesse der internen IT-Organisation sowie die Schnittstellen zu den Schulen und zu externen IT-Dienstleistern untersucht werden.
- Anforderungsanalyse: Ein wichtiger Faktor für die Akzeptanz von Softwareprodukten ist ihre Benutzbarkeit und Benutzungsfreundlichkeit (Usability) aus Sicht der Nutzer/innen. Nutzbarkeit und Aufgabenangemessenheit von technischen Systemen für den Einsatz im Unterricht sollten daher mit Hilfe von Nutzertests und Expertenreviews analysiert und bewertet werden. Dies wird auf Basis gängiger Richtlinien der Softwareergonomie und Gebrauchstauglichkeit aus Sicht der Lehrkräfte im unterrichtlichen Alltag erfolgen. Dafür werden heuristische Verfahren mit Hilfe von Szenarien und Anwendungsfällen (Use Cases) entwickelt und mit geeigneten Monitoringverfahren (Mouse Tracking, Eye Tracking usw ausgewertet.
- TCO-Analyse: Auf der Basis bestehender Ansätze zur Kostenrechnung und Ausgabenanalyse sollen die relevanten Kostenfaktoren identifiziert werden und anhand von Beispielkalkulationen validiert werden.
Dabei wird auf der Basis der Bestandsaufnahme ein Ausstattungsrahmen bestimmt, auf dessen Basis dann Prognosen für die Kosten-entwicklung (im Sinne eines IT-Masterplans) angeschlossen werden können.
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