Diese Woche ist mein Buch: "Co-creating Digital Public Services for an Ageing Society: Evidence for User-centric Design" bei Springer in der Reihe: "Information Technology and Public Administration" erschienen. Das Buch basiert auf den Erfahrungen unseres MobileAge-Projektes, in dem gemeinsam mit älteren Menschen digitale öffentliche Dienstleistungen entwickelt wurden. Es richtet sich an Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen, die Interesse an der partizipativen und nutzerzentrierten Entwicklung von digitalen Diensten haben. Das eBook ist als Open Access Buch frei verfügbar. Ausdrücklich möchte ich mich an dieser Stelle bei Herbert Kubicek, Ulrike Gerhard und Andreas Breiter für ihre Unterstützung an diesem Buch bedanken. Ohne Euch wäre das nicht möglich gewesen!
Hier folgt eine kurze Zusammenfassung:
Einleitung: Es besteht ein erhöhter Bedarf, ältere Bürgerinnen und Bürger in die Gestaltung digitaler Dienste einzubinden, aber es fehlt an Belegen für erfolgreiche Beteiligungsansätze. Dieses Buch schließt diese Lücke, indem es von drei Co-Creation-Projekten mit älteren Menschen im Rahmen des EU-Projekts MobileAge berichtet.
Das 2. Kapitel gibt einen Überblick über vorherrschende Diskurse einer alternden Gesellschaft und technologischer Innovation. Viele Designprojekte rahmen Alter(n) als ein Problem das technisch gelöst werden kann und muss. Dabei werden Alter(n)sbilder reproduziert, die von einer Defizitperspektive ausgehen. Das Kapitel argument, dass die Einbeziehung älterer Menschen in Designprozesse verändert wie und welche Vorstellungen von Alter und "erfolgreichem Altern" in Technologien geschrieben werden.
Das 3. Kapitel gibt einen Überblick über wichtige Literatur und Konzepte für die partizipative Entwicklung digitaler öffentlicher Dienste: (1) Co-Produktion von öffentlichen Diensten, (2) Co-Design und (3) zivile Open Data Nutzung. Das Kapitel legt weiterhin dar, welche Arten von digitalen Diensten sich für Co-creation eignen.
Das 4. Kapitel stellt das Mobile Age Projekt vor, auf dem das Buch basiert. Es präsentiert die Methodik des Projekts entlang von sieben Aktivitäten. Ein adaptierter Business Model Canvas beschreibt die Co-creation-Prozesse und -ergebnisse (z.B. in Hinblick auf Nachhaltigkeit & Wartung).
Das 5. Kapitel berichtet über ein Projekt im Stadtteil Bremen Osterholz, bei dem eine Gruppe von 11 älteren Bewohner*innen einen digitalen Stadtteilführer mitgestaltet hat. Das Kapitel beschreibt Methoden wie Cultural Probes oder Datentabellen.
Das 6. Kapitel berichtet über ein Projekt im Stadtteil Bremen Hemelingen. Teilnehmer*innen definierten Gestaltungsanforderungen und erstellten Inhalte für einen digitalen Wanderführer durch die Nachbarschaft. Das Kapitel beschreibt verschiedene Arten von "Spazier-Workshops", wie z.B. Ideation Walking, Data Walking und User Test Walking.
Das 7. Kapitel berichtet über ein Projekt in Zaragoza, das von der dortigen Stadtverwaltung durchgeführt wurde. Der Schwerpunkt lag auf der Verbesserung einer altersfreundlichen, städtischen Infrastruktur. Das Ergebnis des Co-creation Prozesses ist ein verbesserter Kartendienst, der es (älteren) Bürger*innen ermöglicht, Strassenprobleme zu melden und/oder Verbesserungen vorzuschlagen.
Im 8. Kapitel werden neun Lernpunkte aus den drei Co-creation-Projekten vorgestellt. Das Kapitel geht der Frage nach, inwieweit sich die Offenheit eines Co-creation Prozesses auf die Nachhaltigkeit seiner Ergebnisse auswirkt und auf welche Weise Co-creation zur gemeinsamen soziotechnischen Zukunftsgestaltung beiträgt.
Das letzte Kapitel kommt zu dem Schluss, dass Co-creation-Prozesse in hohem Maße kontingent und von mehreren Faktoren abhängig sind. Die identifizierten Lernpunkte liefern Anhaltspunkte dafür, wie bessere, nutzerzentrierte öffentliche Dienste mit und für ältere Erwachsene gestaltet werden können.
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Die Gesellschaft für Informatik ist mit ca. 20.000 Mitgliedern die wichtigste deutsche Fachgesellschaft im Bereich Informatik. Sie unterteilt sich in verschiedene Fachbereiche, u.a. Mensch-Computer-Interaktion, in dem auch das ifib aktiv ist. So stellen wir fast jedes Jahr Forschungsergebnisse auf der "Mensch und Computer"-Konferenz vor. Gestern wurde eine neue Fachgruppe für "Partizipation" ins Leben gerufen, in der ich Gründungsmitglied und Mitglied im Leitungsgremium bin. In die Fachgruppe können wir als ifib unsere langjährige Expertise in der Beteiligung unterschiedlicher Nutzer*innengruppen an Innovationsprojekten einbringen und das Thema Partizipation insgesamt stärken. Der Gründungstext der Fachgruppe hebt die Wichtigkeit von Partizipation für verschiedenste Bereiche der Informatik und für Gesellschaft hervor:
"Das zentrale Anliegen der Fachgruppe ist es, die Beteiligung von Menschen, die durch eine Technologie direkt oder indirekt berührt werden, zum festen Bestandteil technischer Forschungs- und Entwicklungsprozesse in der Mensch-Computer-Interaktion zu machen. Dies basiert auf dem grundlegenden Bekenntnis zur hervorgehobenen Position der Mensch-Computer-Interaktion als Schnittstelle von Gesellschaft, Mensch und Technik und der daraus resultierenden sozialen Verantwortung von Forscher*innen und Technikgestalter*innen für direkte und indirekte Effekte dieser Technologien.
Die Fachgruppe gründet auf der Notwendigkeit, dass diejenigen, die von einer Zukunftstechnologie betroffen sein werden, bei ihrer Entwicklung ein aktives Mitspracherecht haben sollen. Die Fachgruppe beschäftigt sich mit Gestaltungs- und Entwicklungsprozessen für unterschiedlichste Anwendungsbereiche, sie thematisiert Partizipation in Theorie und Praxis und lädt Forscher*innen und Entwickler*innen ein, sich mit Fragen und Diskussionen zur partizipativen Technikentwicklung auseinanderzusetzen."
Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit den Gründer*innen sowie weiteren Forscher*innen und Entwickler*innen. Erste Ergebnisse dieser gemeinsamen Arbeit sind u.a. die jährlichen Workshops zu Partizipation sowie ein 2018 erschienes Themenheft zu "Probes als partizipative Designmethode".
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Der September stand für mich unter der Überschrift "Sozialverantwortliche Technikgestaltung und Partizipation". Zunächst habe ich auf der Mensch und Computer in Hamburg am 8. September am Workshop "Partizipative & sozialverantwortliche Technikentwicklung" teilgenommen und ein Positionspapier zu "Co-creating digital citizenship: Considering the reconfiguration of participation in digital public service design" vorgestellt. Im Workshop trafen sich Wissenschaftler*innen aus ganz Deutschland und diskutierten über die Potenziale und Grenzen des Partizipativen Designs. Anschließend wurde entschieden, dass wir in der Gesellschaft für Informatik eine neue Fachgruppe zu Partizipation gründen möchten. Sie soll einen Raum schaffen, in dem Informatiker*innen sich über (neue) Herausforderungen und Chancen von Partizipation austauschen sowie Konzepte und Methoden weiterentwickeln können.
Am 25. September stellte ich bei der Jahrestagung der Gesellschaft für Informatik in Kassel einen Beitrag im Track "Socio-technical Design and Value Orientation" vor. Der gemeinsame Beitrag von Ulrike Gerhard, Herbert Kubicek und mir fasst die Herausforderungen und Chancen der Technikgestaltung mit älteren Menschen zusammen. Er ist in den Proceedings der Konferenz (Lecture Notes in Informatics) zu finden.
Schließlich habe ich am 26. September bei der DigitalisierungsConvention einen der beiden Impulsvorträge unter dem Titel: "Paradoxon Künstliche Intelligenz: Chancen und Risiken einer digitalen Gesellschaft gehalten". Der zweite Impulsvortrag wurde von Roland Becker, Geschäftsführer der Just Add AI GmbH und Initiator von BREMEN.AI, gegeben. Die Teilnehmer*innen der DigitalisierungsConvention waren ein bunter Mix aus Vertreter*innen der Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft. Senatorin Kristina Vogt hielt ein Grußwort, gefolgt von Björn Portillo (bremen digialmedia) und Daniel Schneider (Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Bremen). In meinem Vortrag bin ich darauf eingegangen, warum es wichtig ist zu verstehen, dass Technik ein Mittel zur Strukturierung sozialer Ordnung ist und Technikgestaltung immer ein sozialer Aushandlungsprozess. Eine gemeinwohlorientierte Gestaltung unserer Zukunft bedarf daher der menschzentrierten und partizipativen Technikgestaltung.
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Seit Oktober 2017 stellen Bremer Wissenschaflter*innen im Rahmen von "Science goes Public" zweimal im Jahr für sechs Wochen in Bremer Kneipen und Bars ihre Forschung vor. In 30 Minuten liefern sie Einblicke in ganz unterschiedliche Wissenschaftsthemen.
Letzten Donnerstag war ich zu Gast in der Drittel Bar und habe unter dem Titel "Oma macht 'ne App. Alter(n) in einer digitalen Welt" aus unserer Forschung zu Partizipation und Teilhabe berichtet. Insbesondere habe ich über Erfahrungen und Ergebnisse aus unserem EU-Projekt MobileAge erzählt, in dem wir mit älteren Bremer*innen digitale Stadtteilführer für Osterholz und Hemelingen entwickelt haben. Es hat großen Spaß gemacht, mit so vielen interessierten Menschen bei Bier und Kerzenschein über unsere Forschung zu sprechen. Science goes Public ist ein tolles Format, um Forschung außerhalb der Uni zu kommunizieren. Das Frühjahrsprogramm läuft noch bis 11. April. Morgen gibt es neue spannende Vorträge!
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Zum Abschluss unseres dreijährigen EU-Projekts Mobile Age habe ich vergangene Woche an einem Treffen zweier Arbeitsgruppen von Abgeordneten des europäischen Parlaments teilgenommen. Ziel der zweistündigen Veranstaltung war ein Austausch über die Chancen und Herausforderungen von Co-Creation-Ansätzen für die Entwicklung von digitalen Dienstleistungen in altersfreundlichen Städten und Gemeinden. Insbesondere haben wir unsere Handlungsempfehlungen für Entscheidungsträger in der öffentlichen Verwaltung vorgestellt. Zur Veranstaltung mit dem Titel: "The future of Europe is co-created. Digital public services for age-friendly cities and communities" luden die Intergroup on Active Ageing, Intergenerational Solidarity and Family issues sowie die Urban Intergroup ein. An der Veranstaltungen nahmen über 40 Vertreter*innen von Europäischen Parlament, Europäischer Kommission, Landes- und Regionalvertretungen in Brüssel sowie von anderen EU- und Partizipationsprojekten teil.
Zunehmend werden öffentliche Dienstleistungen auf digitalem Wege erbracht, allerdings ist ihre Inanspruchnahme nach wie vor gering. In der jüngsten Ministererklärung (EU Tallin 2017) haben die EU-Mitgliedstaaten anerkannt, dass "mehr getan werden muss", um bürgernahe digitale öffentliche Dienstleistungen anzubieten. Ein Teil der Herausforderung besteht darin, dass es Verwaltungen an Instrumenten und Erfahrungen fehlt, wie Bürger*innen in die Konzeption, Planung, Durchführung und Bewertung digitaler Dienste einbezogen werden können. Im Rahmen unseres Mobile-Age Projekts haben wir zusammen mit älteren Menschen, Verwaltungen, Sozialdienstleistern und Wissenschaftler*innen, Methoden zur Co-Creation entwickelt und evaluiert. Zudem entstanden eine Reihe praktischer und zugänglicher mobiler Anwendungen an Pilotstandorten in ganz Europa (Bremen, South Lakeland, Saragossa und Thessaloniki). Für Bremen finden Sie diese Anwendungen für die Stadtteile Osterholz und Hemelingen auf Bremen.de. In meinem Vortrag habe ich die Rolle von lokalen und regionalen Akteuren für die partizipative Entwicklung von digitalen Services hervorgehoben.
Die Parlamentsabgeordneten Lambert van Nistelrooij und Jan Olbrycht moderierten folgende Kurzbeiträge:
Hier finden Sie die Folien der Vorträge. Eine englische Zusammenfassung des Treffens finden sie hier. Mehr Informationen zu MobileAge gibt es hier.
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