Die Diskussionen und Ergebnisse der unter Beteiligung des ifib durchgeführten Tagung "Medienbildung für alle. Digitalisierung. Teilhabe. Vielfalt" werden in einem Tagungsband zusammengeführt, der sukzessive online und im September 2019 als Buch (bei kopead) erscheint. Das 35. Forum Kommunikationskultur setzte sich intensiv mit Fragen der Medienbildung vor dem Hintergrund von Digitalisierung und Teilhabe auseinander. Es wurden vielfältige Praxisansätze, Materialien aber auch theoretische Zugänge zum Thema präsentiert und diskutiert: Der Auftakt der Online-Veröffentlichung kommt aus der Theorieperspektive!
Drüeke, Ricarda: “Check your privilege” – Intersektionale Perspektiven auf digitalisierte Medienkulturen
Gefördert wird die Publikation (online und offline) vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Initiative Gutes Aufwachsen mit Medien, dem ZeMKI sowie weiteren Förderern.
Weitere Beiträge zum Thema: Digitalisierung • Mediatisierung • Medienkompetenz • Partizipation und Teilhabe Zuordnung: Veranstaltungen • Veröffentlichungen
Im neuen Forschungsbericht des Zentrums für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung (ZeMKI) erschien ein Beitrag über das Projekt "Multimodal Algebra Lernen" - kurz MAL, das im Lab "Informationsmanagement und Medientechnologie" des ZeMKI angesiedelt ist. In ihrem Beitrag beschreiben Prof. Dr. Andreas Breiter und Irina Zakahrova ihre Forschung zu ethischen, sozialen und rechtlichen Implikationen (ELSI) der Technologieentwicklung in Zeiten tiefgreifender Mediatisierung und Datafizierung. Sie stellen Forschungsfragen aus dem Projekt vor, die sich mit der digitalen Spaltung, Gebrauchtauglichkeit (Usability), Inklusion und Barreirefreiheit sowie den rechtlichen Aspekten wie der Datensicherheit beschäftigen. Anschließend beschreiben sie ihren Forschungsansatz ELSI by Design (ELSI durch Technikgestaltung). Dieser Ansatz ermöglicht es, analog zu dem Prinzip von Privacy-by-Design (Datenschutz durch Technikgestaltung), Anforderungen der Nutzer*innen und ihre Erwartungen an ethisch und sozial vertretbare sowie -akzeptable Technologieentwicklung bereits in frühen Entwicklungsphasen zu berücksichtigen. Das Ergbnis nach drei Jahren der Projektlaufzeit ist ein Lehr-/Lernsystem für den Mathematikunterricht, das Schüler*innen beim Erlernen der Algebra durch verkörperlichte Verständnis algebraischer Gleichungen unterstützt und die Lehrer*innen im differenzierten Unterricht entlastet. Dabei spiegelt es Werte und Einstellungen diverser künftiger Nutzer*innen wider und berücksichtigt ethische und rechtliche Herausforderungen für den Systemeinsatz in Schulen.
Weitere Beiträge zum Thema: Datifizierung • Neue Medien und Schulentwicklung • Multimodal Algebra Lernen (MAL) Zuordnung: Projekte • Veröffentlichungen
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Heute ist im Weser Kurier ein Gastbeitrag von mir erschienen, den ich als Reaktion auf einen Beitrag vom 15. Februar geschrieben habe, in dem für eine Beschleunigung der Digitalisierung im Gesundheitswesen plädiert wurde. Für den Abdruck musste der Text auf die Hälfte gekürzt werden. Hier ist die vollständige Fassung:
Von der Digitalisierung des Gesundheitswesens in Form der Telemedizin mit Videosprechstunden, elektronischen Rezepten, der elektronischen Patientenakten, vielfältigen Apps der Kassen und anderer Anbieter erhofft sich die Politik sowohl Einsparungen als auch eine Verbesserung der Gesundheitsversorgung gerade auch in den problematischen ländlichen Regionen. Zu Recht wird dabei ein hohes Niveau des Datenschutzes und der Datensicherheit sowie eine angemessene Qualitätskontrolle gefordert. Doch die Rechnung wird zwar nicht ohne den Wirt, aber ohne hinreichende Beschäftigung mit den Gästen gemacht. Anders als bei den Sozialen Medien handelt es sich hier nicht um eine nutzer- und nachfragegetriebene Entwicklung, sondern um eine angebotsorientierte. In den Statistiken der Internetnutzung nach Themen rangieren die genannten Anwendungen weitgehend auf den hinteren Rängen. Gesundheits-Apps sind zwar bei einem Teil der jüngeren Bevölkerung beliebt, spielen jedoch bei Senioren kaum eine Rolle.
Bereits der technische Zugang zu digitalen Medien ist extrem unterschiedlich zwischen den Altersgruppen verteilt. Während die jüngere Bevölkerung zu fast 100 Prozent digital unterwegs ist, ist der Anteil der Onliner in den höheren Altersgruppen deutlich geringer: Je höher das Alter, umso größer der Anteil der Offliner, also der Personen, die noch nie das Internet genutzt haben: Bei den 60 bis 65-Jährigen liegt er bei rund 30 Prozent, bei den über 80-Jährigen jedoch bei rund 80 Prozent. Das heißt, in dieser Altersgruppe, die wegen eingeschränkter Mobilität z. B. am meisten von Telemedizin profitieren könnte, sind bei acht von zehn Personen die technischen Voraussetzungen nicht gegeben. Und das hat nichts mit der lückenhaften Breitbandversorgung zu tun, sondern ist ein Motivations- und Kompetenzproblem.
Im hier diskutierten Kontext ist die simple Unterscheidung zwischen Onlinern und Offlinern zwischen Nutzern und Nicht-Nutzern zudem zu grob. Eigene Studien zur Internetnutzung älterer Menschen haben einen deutlichen Unterschied zwischen niedrig- und höherschwelligen Anwendungen erkennen lassen. Die höherschwelligen werden von deutlich weniger Personen genutzt als die niedrigschwelligen. Der wichtigste Unterschied besteht darin, dass man sich bei ihnen nicht nur einmal mit persönlichen Daten registrieren muss, sondern bei jeder Nutzung (jedem Login) mit einem Passwort authentifizieren muss. Dieses Passwort soll sicher sein, Groß- und Kleinbuchstaben, Sonderzeichen und Ziffern beinhalten, und man soll es nicht aufschreiben. – Was macht man im höheren Alter, wenn man seinem Gedächtnis nicht mehr traut? – Viele verzichten auf diese digitalen Anwendungen, solange es noch analoge Alternativen gibt. Dies zeigt sich bei der Nutzung des Online-Banking und Online-Shopping durch ältere Menschen. Viele Anwendungen zur gesundheitlichen Versorgung sind damit gut vergleichbar und werden auf ähnliche Zurückhaltung in der älteren Bevölkerung stoßen.
Neben dieser Unsicherheit in Bezug auf die Sicherheit der eigenen Daten besteht das Problem, dass sich viele ältere Menschen keinen Nutzen von digitalen Anwendungen erhoffen und ihn sich auch nicht vorstellen können. Digitale Medien sind Erfahrungsgüter. Man muss sie nutzen, um ihren Nutzer erkennen zu können, dazu aber in ein Gerät und einen Vertrag investieren. Wer keinen Nutzen erwartet, wird diese Investition in Zeit und Geld nicht tätigen.
Zwar wird allseits betont, dass alle Bevölkerungsschichten digitale Kompetenzen erwerben sollen. Aber man hört wenig speziell in Bezug auf die ältere Bevölkerung. Wir erleben gerade einen milliardenschweren Pakt zur Förderung digitaler Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern. Auch für die Förderung digitaler Kompetenzen in der beruflichen Bildung wird viel unternommen. Trotz des hohen Anteils der Offliner in der älteren Bevölkerung und angesichts deren Zunahme im Zuge des demographischen Wandels wird bisher deutlich weniger für die Förderung digitaler Kompetenzen älterer Menschen und niedrigschwellige Erfahrungsmöglichkeiten getan.
Das mag auch daran liegen, dass im Gegensatz zur schulischen und beruflichen Bildung die Erwachsenenbildung und hier speziell die der Senioren weniger klar organisiert ist und sich zudem gerade für digitale Kompetenzen von älteren Menschen etwa Kurse von Volkshochschulen nur bedingt bewährt haben. Erfolgreicher sind Formen des informellen Lernens, des Coachings, von Sprechstunden und ähnlichen Formaten. Ein konkreterer Ansatzpunkt könnte darin bestehen, dass die Leistungsträger im Gesundheitswesen, vor allem wohl die Kassen, mit politischer Unterstützung und öffentlicher Förderung ihre Kunden bzw. Patienten in die Lage versetzen, die Vorteile digitaler Angeboten erkennen und diese dann auch sowohl technisch als fachlich kompetent nutzen zu können. Dazu sind u. a. stationäre und – in den ländlichen Regionen – mobile Living Labs geeignet, in denen szenarienbasiert Anwendungen gezeigt und probeweise genutzt werden können. Denn ohne Motivierung und Qualifizierung der Nutzerinnen und Nutzer kann weder die erhoffte Kostensenkung noch die angestrebte Verbesserung der Versorgung erreicht werden.
Weitere Beiträge zum Thema: Partizipation und Teilhabe Zuordnung: Veröffentlichungen Adressaten: Öffentliche Verwaltung
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Andreas Breiter und ich haben ein Themenheft zur Datafizierung in der Bildung herausgegeben. Es erschien in der Fachzeitschrift: Learning, Media and Technology. Das Themenheft untersucht durch eine zunehmende Datafizierung angestossene Veränderungsprozesse. Die sechs Beiträge berücksichtigen Transformationsprozesse, die sich über verschiedene Länder, Bildungsbereiche und Governance-Ebenen erstrecken, von der frühkindlichen Bildung (Bradbury), über Schulen (Ratner et al; Manolev et al), Universitäten (Jones & McCoy), Lernsoftwareanbieter (Macgilchrist) bis hin zu Bildungspolitik und Governance (Williamson & Piattoeva).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass digitale Daten die Analyse verschiedener Bildungspraktiken in einer bisher nicht möglichen Komplexität und in einem viel größeren Umfang ermöglichen, da sie sehr detailliert sein können, umfassender sind und flexibel kombiniert werden können. Dies geschieht aufgrund der Leistungsfähigkeit von Computern und Algorithmen zunehmend in Echtzeit. In naher Zukunft werden Sensoren weitere Daten liefern. Damit dienen digitale Daten nicht nur der Entscheidungsunterstützung ("data-driven decision making"), sondern verändern auch die Organisation von Lernen und Lehren grundlegend. Diese Transformationsprozesse führen zu teilweise ambivalenten Konsequenzen, etwa neuen Möglichkeiten der Partizipation und Teilhabe, aber auch der Überwachung und Entstehung/Manifestation von Ungleichheiten. Mehr dazu finden Sie in unserem Themenheft.
Unser Editorial erhalten Sie unter hier, das gesamte Inhaltsverzeichnis hier.
Weitere Beiträge zum Thema: Datifizierung • Digitalisierung • IT-Management • Mediatisierung • Medienkompetenz • Neue Medien und Schulentwicklung • Partizipation und Teilhabe • DATAFIED Zuordnung: Veröffentlichungen Adressaten: Öffentliche Verwaltung • Schulen und Schulträger
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Vom 3. - 6. September findet in Barcelona die ACM/SIGCHI Konferenz MobileHCI an der Universitat Pompeu Fabra statt (20th International Conference on Human-Computer Interaction with Mobile Devices and Services.). Das ifib ist durch Philipp Krieter und Andreas Breiter mit dem Paper „Analyzing Mobile Application Usage: Generating Log Files from Mobile Screen Recordings“ vertreten. Die Veröffentlichung gehört zu den vier Papern der Konferenz, die für den „Best Paper Award“ nominiert waren und erhielt eine „Honorable Mention“. In diesem Beitrag wird eine Methode zur detaillierten Analyse der Nutzung mobiler Anwendungen durch die Erstellung von Log-Dateien auf der Grundlage mobiler Bildschirmaufzeichnungen unter Anwendung von Computer Vision und Machine Learning Methoden vorgestellt.
Zuordnung: Veröffentlichungen
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