Am Samstag war ich zu Gast beim Deutschlandfunk in der Sendung PISA-Plus. Das Thema in dieser Woche wurde vom Launch von google classroom in Deutschland motiviert und klang reißerisch: "Gläserne Schule durch „google classroom“ und Co? Chancen und Risiken von digitalen Lernplattformen, die deutsche Klassenzimmer erobern.“ Neben mir war noch ein Lehrer und Medienkoordinator aus Niedersachsen sowie ein Vertreter des Bündnis für Bildung e.V. beteiligt. Und natürlich gab es Publikumsbeteiligung und ein paar kleinere Einspieler.
Im Kern drehte sich die Diskussion um die Frage, ob die Angebote internationaler IT-Unternehmen neu und aufgrund ihrer Gebührenfreiheit attraktiv für Schulen seien und welche Konsequenzen daraus für Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Schulen insgesamt entstehen. Ich habe versucht deutlich zu machen, dass es sich hierbei um kein neues Phänomen handelt, dass google bisherige Dienste in anderer Weise speziell den Schulen anbietet und dass es ausreichend Ersatzprodukte für Schulen gibt. Allerdings sprechen die Gewöhnung aufgrund der privaten Nutzung und die einfache Benutzbarkeit für sie.
Die Verarbeitung personenbezogener Daten ist im Prinzip in allen Bundesländern klar geregelt, wobei manche es den Schulen überlassen (wie NRW) und andere es zentral bestimmen (und im Zweifelsfall verbieten wie Schleswig-Holstein). Verbote helfen dann nichts, wenn keine Alternativen zur Verfügung stehen. Daher haben Bundesländer wir Bremen, Baden-Württemberg oder auch Sachsen eigene Lernplattformen entwickelt, gekauft oder angepasst und bieten sie den Schulen an. Dank des Bildungsföderalismus gibt es auch hier 16 verschiedene Lösungen. Datenschutzrechtlich sind diese Lösungen abgesichert, wie es mit der Informationssicherheit beim Betrieb aussieht, hängt von der Professionalität des jeweiligen Dienstleisters ab. In Ermangelung staatlicher Angebote oder aus Eigeninteresse haben Schulen Open Source Lernplattformen auf ihren Schulservern eingerichtet - auch hierfür gelten die gleichen Regelungen und ob Schul-Administratoren in der Lage sind, ihre Systeme gegen Zugriffe von außen zu schützen, ist zweifelhaft.
Insgesamt gilt bei Lernplattformen, Cloud-Speichern oder der Nutzung sozialer Netzwerke in Schulen wie immer im Datenschutz: die Weiterverarbeitung hängt entscheidend davon ab, was ich selbst hineinstelle. Daher ist Datenschutz immer auch Teil der Förderung der Medienkompetenz - bei Schülerinnen und Schülern wie bei Lehrkräften. Warum allerdings die deutschen Anbieter bisher nicht in der Lage waren, zumindest einen einfachen Cloud-Speicher zu günstigen Konditionen den Schulen anzubieten und damit dropbox und anderen Diensten, bei denen das europäische Datenschutzniveau nicht eingehalten wird, etwas entgegenzusetzen, bleibt ein Rätsel. Immerhin gibt es kommunale IT-Dienstleister, die hier etwas für die Schulen tun. Wäre dies ein Standardangebot, wäre den Schulen und damit dem Datenschutz schon sehr geholfen.
Aufgrund der Zeit konnten wir leider nicht darüber diskutieren, welche besonderen Anforderungen durch die Nutzung schülereigener Geräte (Bring-your-own-device) entstehen (unerlaubter Zugriff auf andere Apps, In-App-Käufe usw.). Das wäre eine weitere Sendung wert.
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