Zettel, Mails und Schulinformationssysteme – Digitale Medien verändern die Organisation der Schule
Der Einsatz von Medien in der Schule ist Gegenstand umfänglicher Forschung. Wie sich die Schule als Organisation im Kontext des andauernden Medienwandels verändert, wurde dagegen bislang weder theoretisch adäquat gefasst noch empirisch in angemessener Weise untersucht. Das ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass das Alltagsgeschäft von Organisationen ohne Kommunikation undenkbar ist.
Stefan Welling, Andreas Breiter und Arne Hendrik Schulz haben mit „Mediatisierte Organisationswelten in Schulen“ eine Untersuchung vorgelegt, mit der sie eine Beitrag dazu leisten, diese Lücke zu schließen. Anhand von Forschung an zwei großen deutschen Schulen gehen sie der Frage nach, wie der Medienwandel die Schule als Organisation verändert. Dazu haben sie den Alltag an den Schulen beobachtet, Interviews und Gruppendiskussionen mit Lehrkräften und Schulleitungsmitgliedern geführt sowie die Logfiles der in beiden Schulen eingesetzten Schulinformationssystemen analysiert. Sie konzentrieren sich dabei auf die Kommunikation zwischen den Lehrkräften im Alltag des Organisierens. Das Geschehen im Unterricht ist daher nicht Thema dieses Buches.
Herausgekommen ist ein facettenreiches Bild, das zeigt, dass die meisten Lehrkräfte digitale Medien auch für ihre Kommunikation des Organisierens nutzen. Gleichwohl tun sie das primär mit ihren privaten Medien. In den Schulen gibt es nach wie vor kaum Computerarbeitsplätze, die den Lehrkräften außerhalb des Unterrichts für ihre Arbeit zur Verfügung stehen. Das ist nur ein Grund dafür, dass die Schule momentan noch in erster Linie „mit Zetteln regiert wird“, d. h. Papier als Informationsträger ist bis auf weiteres für die Organisation des Schulbetriebs unverzichtbar. Bisweilen erweist es sich aber auch als deutlich effektiver für die schulische Kommunikation. Über die traditionellen Lehrerpostfächer lässt sich nach wie vor schnell und zuverlässig kommunizieren und eine einfache Kladde im Lehrerzimmer kann ohne weiteres ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt der Kommunikation zwischen den Lehrkräften sein.
Im Zentrum der mediatisierten Kommunikation in der Schule steht E-Mail. Die meisten Lehrkräfte an den beiden untersuchten Schulen nutzen sie für unterschiedliche Zwecke, vor allem aber zur Weitergabe von Informationen. Anhand dieses Mediums zeigen sich auch die der mediatisierten Kommunikation zu eigenen Ambivalenzen. Beispielswiese eröffnen zum einen Effektivität und Effizienz des Mediums erhebliche Rationalisierungsvorteile für die Kommunikation. Zum anderen ergeben sich aus der Praxis aber auch erhebliche Herausforderungen hinsichtlich der individuellen Kontrolle und Abgrenzung der eigenen Privatsphäre gegenüber er Arbeitssphäre.
Das sind nur einige Ergebnisse der Studie, die im VS Verlag erschienen ist und im Rahmen des DFG Schwerpunktprogramms „Mediatisierte Welten“ durchgeführt wurde.
Welling, Stefan/Breiter, Andreas/Schulz, Arne-Hendrik (2015): Mediatisierte Organisationswelten in Schulen. Wie der Medienwandel die Kommunikation in den Schulen verändert. Wiesbaden: Springer VS, 336 Seiten, 49,99 Euro.
Weitere Informationen unter www.springer.com.
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