Eine erfolgreiche Medienentwicklungsplanung muss auf allen drei Ebenen des Schulsystems (in der Schule – beim Schulträger – und im jeweiligen Kultusministerium) stattfinden und in geeigneter Weise zusammengeführt werden:
Den Medienkonzepten der Schulen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, da sie zum einen beschreiben, wie die Vorgaben des Landes für den Unterricht mit digitalen Medien interpretiert und konkret in der jeweiligen Schule umgesetzt werden sollen und andererseits daraus dann Anforderungen an die sächliche IT-Ausstattung abgeleitet werden, die durch den Schulträger bereitzustellen ist. Die Schule bekommt also praktisch eine Mittlerrolle zwischen Land und Kommune. Dementsprechend betont auch die KMK in ihrem Beschluss „Medienbildung in der Schule“ die Bedeutung von schulischen Medienkonzepten als wesentliche Grundlage für die Planung des Medieneinsatzes. Viele Schulen können diese Mittlerrolle allerdings nicht ausfüllen, so dass auch Abstimmungen direkt zwischen den Bundeländern und ihren Kommunen über die grundlegenden Ziele des Medieneinsatzes sinnvoll erscheinen. Bisher gibt es diese Abstimmungsprozesse allerdings meist nur in Einzelfragen, z.B. für die Organisation des Supports.
Um einen Transfer aus den Medienkonzepten der Schulen in eine Gesamtstrategie des Schulträgers (z.B. einen Medienentwicklungsplan) auszugestalten ist es entscheidend, dass die Planungen der Schulen auch in die Gesamtplanung des Schulträgers überführt werden können. Vielfach wird der Fehler gemacht, dass Schulen im Rahmen von Ausstattungsprogrammen (zuletzt oft bei den Interaktiven Whiteboards) aufgefordert worden sind, Medienkonzepte einzureichen, aber die Ausstattung dann „per Gießkanne“ und nicht auf Basis der individuellen Planungen der Schulen erfolgte. Das bestraft alle Schulen, die einen intensiven Schulentwicklungsprozess zur Integration digitaler Medien mit Abstimmung in der Schulkonferenz durchlaufen haben und belohnt jene, die mit minimalem Aufwand Antragsprosa zusammengeschrieben haben.
Eine standardisierte Ausstattung per Gießkanne, die für jede Schulart und Schulstufe exakt festlegt, wie eine Ausstattung von Computer-, Klassen- und Fachräumen auszusehen hat, würde den Gestaltungsspielraum für die Schulen einschränken und das Prinzip einer Steuerung über Medienkonzepte ad absurdum führen. Schulen müssen daher in die Lage versetzt werden, in einem vorgegebenen finanziellen, technischen und organisatorischen Rahmen ihren Medieneinsatz frei ausgestalten zu können. Für den Schulträger besteht dann die Aufgabe darin, die Medienkonzepte seiner Schulen auszuwerten und die Ergebnisse in die eigene Planung zu integrieren.
Wie das unter Verwendung qualitativer und quantitativer Analysetools möglich ist, haben wir inzwischen bei zwei Schulträgern erprobt: Zunächst haben wir die Aussagen zur derzeitigen Situation und zukünftigen Planungen in den schulischen Medienkonzepten mit dem qualitativen Analysetool ATLAS.ti codiert. Dabei ist bereits ein umfangreiches Codebuch entstanden, das künftig auch als Grundlage für die Auswertung von Medienkonzepten bei anderen Schulträgern zum Einsatz kommen kann. Neben der schulindividuellen Auswertung lassen sich die vergebenen Codes dann z.B. auch in ein Statistik-Programm überführen, so dass in einem zweiten Schritt auch eine quantitative Auswertung durchgeführt werden kann, die dem Schulträger Erkenntnisse darüber liefert, welche Schwerpunkte von vielen Schulen gleichermaßen gesetzt werden und welche wiederum nur in einzelnen Schulen eine Rolle spielen. Auf dieser Basis kann der Schulträger seine Ausstattungsstrategie auf die Wünsche der Schulen auszurichten.
Damit die Analyse der Medienkonzepte den gewünschten Erfolg liefert, sind allerdings auch Anforderungen an die Qualität der einzelnen Medienkonzepte zu stellen. Es empfiehlt sich, den Schulen Vorgaben für die Konzepterstellung zu machen und den Schulen ein Beratungsangebot (z.B. über die regionalen Medienzentren) an die Hand zu geben. Für diese Beratung ist eine Handreichung zu erstellen, die auch die notwendigen Bestandteile des Medienkonzeptes insoweit standardisiert, dass eine Bewertung der Medienkonzepte an einem einheitlichen Raster erfolgen kann.
Ein solches Vorgehen stellt sicher, dass die Ziele und Vorgehensweisen auf allen drei Ebenen des Schulsystems aufeinander abgestimmt sind und somit eine erfolgreiche Integration von Medien in die Lehr- und Lernprozesse ermöglichen.
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