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Analoge Innovationen bei fortschreitender Digitalisierung

Mir hat immer der Spruch gefallen „Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen.“ Ganz in diesem Sinne kann man aktuell sagen „Wenn alle von Digitalisierung reden, sollte man auch weiter nach analogen Innovationen suchen." Denn Digitalisierung ist nicht für alle der Weg zu einem guten Leben.

 

10 Mio. Menschen über 70 Jahren waren noch nie im Internet. Und die, die online gehen, nutzen das Netz für Kontakte mit Familie und Freunden, zur Unterstützung ihrer Mobilität sowie zur Überprüfung oder Erweiterung ihres Wissen, so die Befunde der Studie der Stiftung Digitale Chancen und meines letzten Buchs "Nutzung und Nutzen des Internets im Alter". Was aber machen die, die keine Kinder und Enkel haben und nicht mehr mobil sind? Sie nutzen keine sozialen Medien, u.a. weil sie diese nicht wirklich als sozial empfinden. „Sozial" ist für viele ältere Menschen der persönliche Kontakt mit anderen Menschen.

 

Zu der Frage, wer den einsamen und wenig mobilen älteren Menschen helfen kann, ist der Vorsitzende des ifib Beirats, Staatsrat Hennig Lühr, auf eine gute Idee gekommen: Die Briefzusteller der Deutschen Post haben immer weniger Briefe auszuliefern, kommen aber sechs Tage an fast allen Haushalten vorbei. Für einen Teil der einsamen und wenig mobilen älteren Menschen sind sie eine wichtige Verbindung zur Aussenwelt. In Frankreich schauen Sie im Rahmen einer neuen Dienstleistung nach diesen Personen. In Finnland kann man den Postboten dienstags zum Rasenmähen buchen. Was wären in Deutschland sinnvolle Angebote, die im Rahmen der Strukturen der Post machbar sind und für die es einen Bedarf und eine Finanzierung gibt?

 

Im Mai 2017 wurde das ifib mit einer entsprechenden Machbarkeitsstudie beauftragt. Mit über 25 Interviews und mehreren Fokusgruppen wurde eine Long List mit über 50 Dienstleistungen auf eine Short List mit acht Diensten reduziert, von denen nun sechs realisiert werden. Unter der Dachmarke „Herbsthelfer - Verbund für Seniorendienste" werden diese teilweise Bremen-weit, teilweise zunächst nur in ausgewählten Stadtteilen erprobt.

 

Am Samstag veröffentlichte der Weser Kurier einen recht positiven Beitrag und würdigte die bundesweite Einmaligkeit dieser Kombination aus sechs Diensten, deren einziges digitales Element die gemeinsame Web-Seite www.herbsthelfer.bremen.de ist, die sich zur Zeit noch im Aufbau befindet. - Ganz ohne Digitales geht es also doch nicht. Auch buten un binnen berichtete über das Projekt in einem längeren Beitrag, hier kommen Seniorinnen und Senioren zu Wort, die das Vorhaben sehr positiv beurteilen.



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