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Bildungsgipfel und Bildungsforschungstagung - eine (un)glückliche Kombination?

Bereits im Vorfeld war aus unterschiedlichen Richtungen Kritik am Bildungsgipfel zu vernehmen, welcher von Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung, initiiert wurde. In Berlin trafen sich dann in der vergangenen Woche unter großem medialem Interesse politische und zivilgesellschaftliche Vertreter*innen und diskutierten über bildungspolitische Entwicklungen und Weichenstellungen - die Bildungsforschungstagung fand fast schon im Schatten des Gipfels statt.

Nachdem die Veranstaltung am 14. und 15. März im Berliner bcc im Vorfeld lange Zeit als "Bildungsforschungstagung" kommuniziert worden war, wurde das Zusammenkommen unterschiedlicher Akteur*innen aus der Bildungsforschung relativ kurzfristig zum "Bildungsgipfel" befördert und erfuhr nicht nur im Vorfeld eine deutlich erhöhte mediale Aufmerksamkeit, sondern folglich auch vor Ort. Mit der Anwesenheit und der Erwartung von Ankündigungen zu einer möglichen Neuausrichtung im Horizont einer Bildungspolitik für die Zukunft säumten zahlreiche Kameras den gut gefüllten Saal. Die Abwesenheit zahlreicher zuständiger Minister*innen aus den Bundesländern sorgte allerdings noch vor Beginn des Gipfelgesprächs für Diskussionen und Irritationen über das Ziel der Veranstaltung. Letztlich haben lediglich zwei Kultusministerien Vertreter*innen nach Berlin geschickt.

Bundesministerin Stark-Watzinger schloss sich zu Beginn des Gipfels an die Stimmung aus dem kürzlich beendeten Berliner Wahlkampf an, bei dem sich alle Beteiligten einig waren, dass es kein "Weiter so" geben dürfe. Auch aus ihrer Sicht dürfe es demnach kein "Weiter so" in der Bildungspolitik geben, dessen Konkretisierung sich zunächst mit der Ankündigung einer "Taskforce Team Bildung" konkretisierte. Allerdings blieben unter den Zuschauer*innen vor Ort viele Fragen offen, die auch im Nachhinein des Bildungsgipfels noch keine konkreten Antworten erfahren haben. In den anschließenden Gesprächen des Bildungsgipfels drehten sich die Diskussionen insbesondere um das Thema Bildungsföderalismus. Sowohl Bund als auch Länder betonten in ihren Aussagen, dass sie zu Gesprächen bereitstehen würden. Aus Zuschauer*innen-Sicht erweckte es den Eindruck, dass es hier bisweilen auch um Schuldzuweisungen geht. Die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern müsse überdacht werden, so Stark-Watzinger, was nicht nur wie die unendliche Fortsetzung einer ohnehin viel zu lange währenden Diskussion daherkam, sondern auch zu bemerkenswerten Aussagen wie die der KMK-Präsidentin Astrid-Sabine Busse führte, welche in einer Replik auf den Output der KMK zum Thema im Allgemeinen anmerkte, dass die KMK im übertragenen Sinne nicht liefere, denn sie sei schließlich kein "Edeka-Supermarkt" - was im Übrigen einer der wenigen Aussagen war, die im Rahmen eines ansonsten wortkargen Auftritts der KMK-Präsidentin hängengeblieben war.

Die unterschiedlichen Positionen im Rahmen der Gespräche machten einmal mehr deutlich, dass es noch einige größere Bretter zu bohren gibt, bevor Schritte in die gemeinsame Richtung gemacht werden können, die Stark-Watzinger in ihren Statements häufig unterstrich. Dabei wurde auch das wiederholte, kontraproduktive Ausscheren einzelner Bundesländer im Rahmen des Nationalen Bildungsrates aufgegriffen. Die Wiederholung einer solchen Situation solle im Rahmen der von Stark-Watzinger benannten Taskforce möglichst vermieden werden, um nicht wie 2019 in einer Sackgasse zu landen. Wie genau das geschehen soll, blieb unklar und welche Schritte dafür getan werden müssen, wurde auch nicht weiter ausgeführt. Dass Handlungsbedarf besteht, schien allerdings unter allen Teilnehmenden unstrittig. Als bei der abschließenden Podiumsdiskussion am zweiten Tag die Frage nach der Dringlichkeit von Veränderungen in Schule auf einer Skala von 0-10 gestellt wurde, lautete die Antwort von Birgit Eickelmann "11". Dass es allerdings Zeit brauchen wird, dürfte bereits spätestens zum Mittag des ersten Tages klar geworden sein.

Neben den politischen Debatten und einer zurückhaltenden Stimmung gegenüber dem Bildungsgipfel fand auch die Bildungsforschungstagung statt, welche am ersten Tag etwas in den Hintergrund rückte. In 14 unterschiedlich ausgerichteten Foren sind verschiedene Aspekte aus Forschungsprojekten diskutiert worden, die unter anderem durch den hervorragenden Vortrag von Christiane Spiel von der Universität Wien zum Thema "Transfer von Forschungsergebnissen in Bildungspolitik und Bildungspraxis" gerahmt worden war. Ohnehin fiel auf, dass das Thema Transfer einen wichtigen Stellenwert für die Tagung hatte. Der Transfer und Austausch in bzw. mit der Praxis scheint an Bedeutung zu gewinnen, so jedenfalls machte es Eindruck. Einen interessanten Ankerpunkt bot der Übergang von Gipfel zu Tagung selbst: Während beim Bildungsgipfel insbesondere Unterricht und Lehrkräfte im Fokus standen, machte die Bildungsforschungstagung deutlicher, dass es bei Bildung um mehr als schulischen Unterricht bzw. Lehrkräfte geht, Stichwort außerschulische Angebote bzw. non-formale Bildung. Ein Transfer im Vorfeld hätte dem Bildungsgipfel auf inhaltlicher Ebene sicher gutgetan, um sich nicht nur über Föderalismus, sondern auch die Breite von Bildung zu unterhalten.



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