Am 02.06.22 fand in Berlin das diesjährige Creative Bureaucracy Festival statt, bei dem sich über 150 Vortragende mit mehr als 1000 in und um die Öffentliche Verwaltung herum tätigen Menschen austauschten, vernetzten und die aktuellen Entwicklungen diskutierten. Auch die ifib consult in Person von Dr. Mauricio Reichenbachs war dort vertreten.
Unter dem Schlagwort „hybrides e-Governemnt“ ging es unter anderem um neue Wege der Zusammenarbeit zwischen der Öffentlichen Verwaltung und externen Partner:innen – insbesondere mit StartUps und Kreativunternehmen, die helfen können die Verwaltungsdigitalisierung voranzutreiben und intelligente Lösungen für neue Herausforderungen zu finden. Diese Art der Zusammenarbeit stellt auf Verwaltungsseite nicht nur neue rechtliche Herausforderungen – Stichwort Vergaberecht und Unterstützung neuer Kleinunternehmen –, sondern auch Anforderungen an die Auftraggeberfähigkeit der Öffentlichen Verwaltung. Schlussendlich muss die Verwaltung nicht nur in der Lage sein, die Entscheidung „Selber machen oder einkaufen“ zu treffen, sondern auch ihre Anforderungen zu beschreiben und eingereichte Bewerbungen von Partner:innen kompetent zu bewerten.
Ziel ist hierbei die „souveräne Gestaltung der Verwaltungsdigitalisierung“. Hier zeigt sich, dass in der Vergangenheit viele Verwaltungen dazu geneigt haben für große, komplexe Themenbereiche auf Einkaufstour zu gehen und kleine, kürzere Projekte selbst zu bewerkstelligen. In Anbetracht der Kritikalität jener strategischen Themenfelder ist diese Tendenz kritisch zu betrachten, da durch konsequente Auslagerung in den Verwaltungen kaum neuen Kompetenzen in digitalisierten Themenfeldern aufgebaut werden. Ziel muss es aber sein – durchaus in Partnerschaft, jedoch unter der souveränen Leitung der Verwaltung – Digitalprodukte passfähig für die Verwaltung zu machen und Digitalkompetenzen aufzubauen. Eine zu beantwortende Frage ist z.B. wie man ein Lebenszyklusdenken bei digitalen Dienstleistungen einführen kann. Überspitzt formuliert beginnt deren Halbwertszeit schon am ersten Tag der Einführung abzulaufen und man muss kontinuierlich nach Verbesserungen suchen und Anpassungen an sich ändernde Rahmenbedingungen vornehmen. Mehr denn je muss Verwaltung wandlungs- und anpassungsfähiger gestaltet werden.
Über allen Diskussionen schwebte natürlich das Thema OnlineZugangsGesetz (OZG). Neben inhaltlichen Austauschen zu einzelnen Themenfeldern lag hierbei ein besonderes Augenmerk auf dem Zusammenspiel zwischen den drei Hauptakteur:innen: Bund, Länder, Kommunen. In einem Rollenspiel schlüpften Vertreter:innen in die Haut der jeweils anderen Akteur:innen und versuchten aus deren Perspektive bisher Geschehenes zu bewerten, Wünsche zu formulieren und Handlungsempfehlungen auszuarbeiten. Angesichts des im Mai aufgrund von Projektverzögerungen und beschränkter Ressourcen verabschiedeten Beschlusses zur Priorisierung der OZG-Leistungen in den Themenfeldern eine durchaus brisante Aufgabenstellung. Diese Art des Austauschs und des Perspektivwechsels sollte im weiteren Verlauf der OZG-Umsetzung auch in größerem Rahmen eingesetzt werden. Der bei dieser kurzen Übung erzielte Erkenntnis- und Verständnisgewinn war greifbar und wurde von allen Beteiligten sehr positiv aufgenommen.
Das nächste Creative Bureaucracy Festival findet wieder in Berlin und am 15.06.23 statt.