Digitale Teilhabe im Alter ist mehr als WhatsApp und Google, Online Shoppen und Online Banking. Unter den Sammelbegriffen altersgerechte Assistenzsysteme (AAS) und Smart Home werden schon lange digitale Systeme entwickelt, die älteren Menschen einen längeren Verbleib in der eigenen Häuslichkeit ermöglichen sollen. Doch ihr Einsatz erfolgt nur schleppend. Dies kann auch daran liegen, dass die Fachkräfte in der Pflege- und Wohnberatung nicht über diese Angebote und ihre Potenziale informiert sind und daher in ihren Beratungsgesprächen auf diese Möglichkeiten nicht oder nicht zielführend hinweisen können.
Denn anders als bei Anwendungen im Internet, die alle mit dem gleichen Tablet oder Smartphone genutzt werden können, geht es hier um eine Vielzahl unterschiedlicher Geräte, die teilweise an passenden Orten in der Wohnung installiert werden müssen, deren Nutzung fachliche Unterstützung erfordert, die gewartet werden müssen und deren Anschaffung mehrere Hundert Euro betragen kann. Auch geht aus den Beschreibungen zumeist nicht hervor, wer in welcher Situation den versprochenen Nutzen realisieren kann und wer eher nicht. Dieser Nutzen entsteht meistens nicht durch ein einzelnes technisches Hilfsmittel, sondern in Verbindung mit anderen technischen Systemen und personellem Support.
Als die Hessische Staatskanzlei und das Hessische Ministerium für Digitale Strategie und Entwicklung eine Information für Beratungsstellen und Fachkräfte in der Pflege- und Wohnberatung zu AAS erstellen wollten, entstand die Idee, die Nutzung und den Nutzen ausgewählter Systeme in Form von Szenarien darzustellen.
Juliane Jarke und ich haben rund 30 Systeme aus den im Achten Altersbericht genannten Bereichen ausgewählt und sie zehn ganz unterschiedlichen Personen zugeordnet, die daraus einen konkreten Nutzen in ihrer Situation erzielen können. Diese "Personas" unterscheiden sich nach Alter, Gesundheitszustand, Wohnsituation und sozialem Umfeld. Ihnen wurden dann zwei bis drei digitale Systeme zugeordnet, für die jeweils sechs Aspekte in den Szenarien beispielhaft geschildert werden:
- Anlass und Bedarf,
- Anstoß und Empfehlung durch wen,
- Funktionalität,
- Beschaffung und Installation,
- Nutzungserfahrung sowie
- Wartung und Support.
In einem Online-Workshop mit Fachkräften aus der Pflege- und Wohnberatung wurden diese Szenarien daraufhin geprüft, ob die Annahmen realistisch sind und teilweise modifiziert.
Anlass, Hintergrund, Vorgehen und die Szenarien im Umfang von jeweils vier bis fünf Seiten Text sind in einem 80 Seiten umfassenden Bericht dargestellt, der hier heruntergeladen werden kann. Für diejenigen, die kurz und knapp die Szenarien anschauen wollen und dazu auch gerne Bilder haben möchten, haben die Staatskanzlei und das Ministerium eine Kurzfassung erstellen lassen. Aus wettbewerbsrechtlichen Gründen konnten von uns vorgeschlagene Fotos ausgewählter Produkte nicht übernommen werden. Das liegt nicht an Urheberrechten an den Fotos, sondern daran, dass Hersteller ähnlicher Produkte mit Recht fragen können, warum nicht ihr Produkt ausgewählt wurde und Konkurrenten dadurch einen Wettbewerbsvorteil erlangen. Daher wurde ein Grafikbüro beauftragt, Zeichnungen typischer Nutzungssituationen anzufertigen. Und das ist nach unserer Einschätzung sehr gut gelungen. Alleine dafür lohnt sich ein Blick in die Broschüre.