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Digitale Transformation: Spannungen zwischen Kontrolle und Fürsorge

In ihrem Vortrag auf der Data Justice Konferenz hat Dr. Irina Zakharova über die digitale Transformation und ihre Spannungen berichtet. Was haben die Versprechen der Fürsorge durch digitale Technologien im öffentlichen Sektor auf sich? Wie tragen digitale Infrastrukturen zu Fürsorge- oder Kontrolllogiken bei?

Zwischen dem 19. und 20. Juni nahm Dr. Irina Zakharova an der Data Justice Konferenz in Cardiff teil. Dort berichtete sie über ihre kollaborative Arbeit zu der konzeptuellen Frage danach, welche Spannungen die digitale Transformation hervorbringt.

Der Ausgangspunkt für diese Forschung ist die Beobachtung, dass zunehmend viele kommerzielle wie öffentliche Akteure die von ihnen entwickelte oder eingesetzte digitale Technologien (Infrastrukturlösungen, Softwareprogramme) durch Fürsorgeversprechen bewerben. So sollen solche Technologien 'die Welt verbessern', den Menschen helfen, 'ihre Potentiale zu verwirklichen' oder ihre Lebensqualität zu steigern. So viel die eigentlichen technologischen Transformationen in der Tat zur Verbesserung der Lebensqualität in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen beitragen, so erfüllen digitale Technologien gleichwohl eine ordnungschaffende und kontrollierende Funktion. Unterschiedliche international bekannte Kontroversen, die mit dem Einsatz digitaler, automatisierter Technologien, insbesondere durch öffentliche Institutionen, - wie AMS oder SyRI Algorithmen, stellen ein Gegenbeispiel dar. Hier standen vordergründig die Logiken der Kontrolle und Überwachung und nicht nur der Fürsorge im Vordergrund.

Innerhalb der langen Tradition internationaler Forschung wie Science and Technology Studies wurde bereits in den 1980ern darauf hingeweisen, dass digitale Technologien und dafür notwendige Infrastrukturen Ordnungsstrukturen schaffen, indem sie Akteure, Orte, Organisationen miteinander verbinden oder voneinander trennen. Betrachtet aus der Perspektive feministischer Forschung stellt sich diesbezüglich die Frage inwiefern die Technologien, die Ordnungs- und Kontrollfunktionen im Vordergrund haben, auch zur Fürsorge beitragen können.

Dieser Frage widmete sich konzeptuell der Beitrag von Dr. Irina Zakharova. Darin schlug sie vor, anhand von Überlappungen der Werte und Infrastrukturen die Spannungsverhältnisse zwischen Fürsorge und Kontrolle zu untersuchen. Darüber hinaus soll bei solchen Untersuchungen auch die Arbeit involvierter Akteure betrachtet werden: Welche Aspekte ihrer Arbeit sind und bleiben unsichtbar und ohne Anerkennung und welche Aspekte dieser Arbeit werden kontrolliert und wie. In einer regen und produktiven Diskussion wurde der Vortrag mit anderen Tagungsteilnehmenden besprochen.



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