Der 10. Geburtstag des Fachkräfteportals der Kinder und Jugendhilfe wurde am 5./6. Dezember mit einer Fachtagung im Centre Français de Berlin gefeiert. Neben der Trägergemeinschaft des Fachkräfteportals, der die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ) und die Fachstelle für internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V. (IAB) angehören, sind inzwischen 170 Partnerorganisationen über das Projekt vernetzt und tragen zur tagesaktuellen Informationsvielfalt bei. Das zehnjährige Bestehen wurde für einen kurzen Blick zurück, aber vor allem für die Auseinandersetzung mit den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft genutzt. Mit Fachvorträgen, Foren und Podiumsdiskussionen, die ich zum Teil (mit-)gestalten durfte, fand ein umfassender Austausch zum aktuellen Thema „Digitalisierung der Kinder- und Jugendhilfe“ satt.
Digitale Medien sind zentraler Bestandteil der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen und schon allein deshalb auch ein großes Thema in Kinder- und Jugendhilfe. Analysiert und diskutiert wurde auch professionsbezogen. Es stand zur Debatte wie sich unter dem Druck der Digitalisierung Arbeitsbereiche verändern, indem z.T. fachliche Standards durch Medienpraxen in Frage gestellt werden, und z. B. die Datensicherheit bei der Nutzung fachfremder digitaler Dienste nicht mehr gewährleistet werden kann. Andererseits wurden auch die Chancen digitaler Kommunikation betont, wobei deutlich wurde, dass die Potenziale digitaler Medien bei weitem noch nicht ausgeschöpft sind und auch neue Aufgabenbereiche für die Kinder und Jugendhilfe entstehen! In Bezug auf die Digitalisierung der Arbeitsfelder zeigte sich, dass dort wo digitale Medien längst Einzug in der Praxis gehalten haben, dies von Seite der Trägerorganisationen und Institutionen nicht immer konzeptionell bearbeitet wird. In diesem Ungleichgewicht von handlungspraktischer Relevanz einerseits und fehlender Positionierung / Auseinandersetzung auf den Leitungs- und Organisationsebenen andererseits, entsteht angesichts der konkreten Herausforderungen von z.B. Big Data, Hate Speech und Cyberbullying Verunsicherung auf Seite der Fachkräfte, die zum professionellen Problem werden kann, so ein etwas ernüchterndes Resümee der Debatte.
Nicht zuletzt aufgrund dieses Ungleichgewichts wurde deutlich: Die Kinder- und Jugendhilfe braucht digitale Strategien, um letztlich ihrem Auftrag – Kindern und Jugendlichen ein gutes Aufwachsen (in unserer mediatisierten Welt) zu ermöglichen – gerecht zu werden. Die Fachtagung zum Thema ist als wichtiger Beitrag in diese Richtung zu werten. Das Fachkräfteportal kann eine tragende Rolle in diesem dringend notwendigen Prozess spielen, indem es weiterhin für einen fachlich fundierten Austausch und die notwendige Vernetzung sorgt. Gefördert wird das Fachkräfteportal von Bundesministerium für Familien, Senioren Frauen und Jugend (BMBFSFJ) und der Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesjugend- und Familienbehörden (AGJF).