Die EASST 2018-Fachtagung der Europäischen Gesellschaft für Science and Technology Studies (European Association for the Study of Science and Technology) fand in diesem Jahr vom 25. bis zum 28. Juli 2018 an der Lancaster University in Großbritannien statt. Das Motto der Tagung lautete "Meetings – Making Science, Technology and Society together". Die EASST findet alle zwei Jahre statt und ist das größte europäische Treffen von Wissenschaftler*innen, die sich disziplinenübergreifend mit Fragen der Wissenschafts- und Technikforschung (auch Sozioinformatik) beschäftigen. Die Universität Bremen waren durch die Fachbereiche Informatik (ifib), Ethnologie und Geographie vertreten.
Juliane Jarke (ifib) führte gemeinsam mit Anna-Lisa Müller (Institut für Geographie, Universität Bremen) ein Panel zu Socio-technical encounters in the city: urban spaces, data infrastructures and new modes of civic engagement. Hier wurden Studien präsentiert und diskutiert in denen sich Veränderungsprozesse in Stadtentwicklung und Leben in der Stadt in Zeiten einer zunehmenden Datafizierung erleben aber auch gestalten lassen. Fragen betrafen etwa:
- Welche Arten von (neuen) Stadträumen entstehen durch die Verschränkung von physischen und digitalen Räumen?
- Wer und was wird durch diese Prozesse sichtbar/unsichtbar gemacht?
- Wie verändern sich die Bewegungen in Städten durch die Digitalisierung von Stadträumen?
- Wie reagiert die Stadtplanung auf diese Veränderungen?
- Wie können Bürger*innen (versuchen), in diesen Entwicklungen wieder Einfluss zu gewinnen?
Foto: Panelisten in der Frage-Antwort Session. Moderation Anna-Lisa Müller
In einem gemeinsamen Beitrag mit Raoni Rajao (Federal University of Minas Gerais, Brasilien) trug Juliane Jarke Überlegungen zu “Vertrauen in Daten” vor. Die beiden Wissenschaftler präsentierten anhand von Satellitendaten zum Montoring von Regenwaldabholzung die Herausforderungen von Klimawissenschaftler*innen, Politiker*innen, Aktivitist*innen und Journalist*innen teils hochkomplexe und sich widersprechende Datensätze zu bewerten und für ihre Arbeit zu nutzen. Die Fragen hierbei waren "Wann und warum vertrauen wir Daten?"
Foto: Raoni Rajao leitet den Vortrag ein
Hendrik Heuer und Andreas Breiter (ifib) haben eine laufende Arbeit mit dem Titel "Trust and Machine Learning" vorgestellt. Darin diskutieren sie die Herausforderungen, die entstehen, wenn Menschen mit Systemen des Maschinellen Lernens interagieren. Mit Blick auf die Komplexität und die Unbestimmtbarkeit derartiger System argumentieren sie, dass es unmöglich ist, bewusst über maschinelles Lernen nachzudenken. Sie argumentieren weiter, dass Vertrauen dabei hilft, mit dieser Herausforderung umzugehen. Die Präsentation fand im Rahmen der Sitzung The power of correlation and the promises of auto-management. On the epistemological and societal dimension of data-based algorithms statt.
Foto: Hendrik Heuer spricht über Trust and Machine Learning
Irina Zakharova (ifib) hat für das Projekt MAL - Multimodal Algebra Lernen - neue Partnerschaften im interdisziplinären Feld der Wissenschafts- und Technikforschung akquiriert und die Vorträge und Diskussionen im Bereich ethischer, sozialer und rechtlicher Aspekte der Technikforschung und -Entwicklung verfolgt.
Weitere Informationen zur Konferenz finden Sie hier: https://easst2018.easst.net/
Dieser Blogeintrag wurde von Juliane Jarke, Irina Zakharova und Hendrik Heuer gemeinsam verfasst.