Die Landesanstalt für Medien NRW (LfM) hat gestern eine Studie zu Fake News veröffentlicht. 59 Prozent der im Rahmen der Untersuchung befragten Onlinenutzerinnen und –nutzer sind demnach Fake News, d. h. lancierten Falschnachrichten, schon einmal persönlich begegnet. Darüber hinaus gaben neun Prozent der Befragten an, dass sie Fake News sehr häufig bemerkt haben.
Ich halte LfM-Direktor Tobias Schmids Warnung vor den Risiken einer weiteren Vertiefung der so genannten digitalen Spaltung im Kontext des kompetenten Umgangs mit Fake News für wichtig. Die in der Pressemitteilung angeführten Tipps, um Fake News zu erkennen, sind aber zu kurz gegriffen.
Als Empfehlung gegen Fake News wird genannt, zu überprüfen, wer hinter einem Inhalt steckt. Dies ist wenig hilfreich, da ja die bewusste Irreführung und die Verschleierung der Quellen Kerncharakteristika von Fake News sind. Eine derartig oberflächliche Überprüfung von Autorinnen und Autoren, Impressum und Bildern würde deshalb insbesondere bei aufwendigeren und deshalb ernstzunehmenderen Fällen von Fake News einen genau gegenteiligen Effekt haben.
Ich teile daher Ethan Zuckermans Einschätzung, dass einfache Antworten auf Fake News unzureichend und oftmals kontraproduktiv sind. Zuckerman unterscheidet drei Kategorien von Fake News, die jeweils unterschiedliche Lösungen erfordern:
• Echte Themen, die nicht so viel Aufmerksamkeit verdienen, wie ihnen eingeräumt wird.
• Propaganda, d.h. eine Vermengung von wahrhaftigen, irreführenden und inkorrekten Informationen, die eine bestimmte Meinung stärken bzw. schwächen soll.
• Disinformation mit dem Ziel ein Nachrichtenökosystem zu verschmutzen und das Grundvertrauen zu korrumpieren.
Der in der Studie geforderten einfacheren Kennzeichnung von Fake News steht die wichtige Frage nach der nachhaltigen Wahrung der Meinungsfreiheit gegenüber. Man möge in diesem Kontext auch bedenken, dass eine Infrastruktur, die heute zur Kennzeichnung und Verteidigung gegen Fake News implementiert wird, unter anderen soziokulturellen Rahmenbedingungen auch der Zensur bestimmter Inhalte dienen kann.