In der letzten Woche erschien der von der Deutschen Telekom Stiftung beauftragte Länderindikator 2016. Die Studie, die bereits zum zweiten Mal durchgeführt wurde, liefert länderbezogene Informationen zur aktuellen Situation der schulischen Medienintegration in Deutschland. Auf Einladung des Dortmunder Instituts für Schulforschung hin, das den Länderindikator durchführt, habe ich mich an der Weiterentwicklung des eingesetzten Fragebogens beteiligt und den Ergebnisband mit herausgegeben.
Die auf einer repräsentativen Befragung von 1210 Lehrkräften der Sekundarstufe I basierende Untersuchung zeigt, dass sich die Medienintegration an den Schulen weiter verbessert hat. Es bestehen aber teilweise recht große Unterschiede zwischen den Bundesländern und nach wie vor erheblicher Handlungsbedarf, um die Medienintegration an den Schulen weiter zu entwickeln. Insgesamt ist die Nutzung digitaler Medien weiter zunehmend. Knapp 40 Prozent der Lehrkräfte deutschlandweit nutzen diese Medien mindestens wöchentlich, aber nicht jeden Tag. Am anderen Ende stehen aber immer noch etwas über 20 Prozent, die digitalen Medien seltener als einmal pro Monat nutzen und darunter fünf Prozent, die sie nie nutzen.
Wo die digitalen Medien im Sinne der Förderung von durch die ICIL-Studie abgefragten Kompetenzen genutzt werden, fördern die meisten Lehrkräfte ihre Schülerinnen und Schüler in den höchsten Kompetenzstufen IV und V der internationalen Schulleistungsstudie im Umgang mit Computern: 66,7 Prozent der Befragten fördern Stufe IV (Ermitteln, Organisieren und selbstständiges Erzeugen von Informationen), 72 Prozent Stufe V (Sicheres Bewerten und anspruchsvolles Produzieren von Informationen). Bei der Medienerziehung besteht dagegen deutlich mehr „Luft nach oben“. Vier von sieben Lehrkräften (55,4 Prozent) fokussieren medienerzieherische Aufgaben und fördern die Fähigkeiten ihrer Schüler für den verantwortungsvollen und reflektierten Umgang mit digitalen Medien. Die Lehrkräfte schätzen ihre eigenen Kompetenzen überwiegend positiv ein und 75,9 Prozent der Befragten halten sich z. B. für kompetent, ihren Unterricht so zu gestalten, dass sie die Inhalte, die eingesetzten digitalen Medien und die angewandten Lehrmethoden angemessen kombinieren können. Dabei scheinen die Lehrkräfte aber nach wie vor in erster Linie Einzelkämpferinnen bzw. -kämpfer zu sein, Kooperation spielt im Kontext der Medienintegration insgesamt eine vernachlässigbare Rolle.
Bei der Ausstattung der Schulen hat sich gegenüber 2015 nur wenig getan und nur gut die Hälfte der befragten Lehrkräfte ist mit der IT-Ausstattung ihrer Schule zufrieden. Deutlicher Handlungsbedarf besteht nach wie vor bei der WLAN-Ausstattung der Schulen und nur 34,2 Prozent – und damit sogar etwas weniger als 2015 – geben überhaupt an, dass in ihren Klassenräumen WLAN verfügbar ist. Immerhin gut die Hälfte der Befragten ist mit dem technischen Support an ihrer Schule zufrieden, ob gleich auch hier noch deutlich Luft nach oben besteht. Mit 41,6 Prozent sind dagegen rund fünf Prozent mehr Lehrerinnen und Lehrer mit dem pädagogischen Support an ihrer Schule zufrieden.
Ob hier z. B. zumindest in Nordrhein-Westfalen das vor kurzem von der Landesregierung verabschiedete Programm „Gute Schule 2020“, das auch Mittel für den Ausbau der IT-Infrastrukturen der dortigen Schulen zur Verfügung stellt, etwas verändern wird. Ob und wann dagegen der von der Bundesbildungsminsterin vor kurzem vorgeschlagene „DigitalPakt“ Ressourcen zur Verbesserung der schulischen Medienintegration bereitstellen wird, bleibt abzuwarten, vor der nächsten Bundestagswahl aber wahrscheinlich sicherlich nicht mehr. Insofern wird man sich weiter in Geduld üben und auch kleine Fortschritte bei der schulischen Medienintegration müssen. Rasche Fortschritte sind hier bis auf weiteres nicht zu erwarten und das liegt nicht nur an der Infrastruktur!