Bei der Veranstaltung gab es mitunter Panels zu den Themen Kommunikations- und Lernräume, Medienkompetenz, -erwerb oder -kritik. Das ifib durfte dieses Jahr einen Slot im Panel Partizipation "Medien gestalten - Gesellschaft gestalten. Zu den partizipativen Potenzialen digitaler Medien" belegen. Adrian Roeske und ich haben über unser Projekt "Tinder die Stadt" gesprochen. Das Projektteam setzt sich aus dem Hans-Bredow-Institut (HBI), Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung der Universität Bremen (ZeMKI) und dem ifib zusammen. In dem Projekt haben wir uns mit der Herausforderung der sinkenden Relevanz traditioneller lokaler Zeitungen auseinandergesetzt und wie diese im Zuge fortschreitender digitaler Transformation zunehmend abgehängt werden. In diesem Zusammenhang wird auch von der Krise der lokalen (mediatisierten) Öffentlichkeit gesprochen.
Öffentlichkeit umfasst jene gesellschaftlichen Bereiche, die über den privaten bzw. persönlichen Bereich hinaus gehen und der Allgemeinheit offen zugänglich sind. Diese Öffentlichkeit wird auch über Massenmedien etwa durch die Bereitstellung von Informationen oder die Schaffung von Transparenz hergestellt, indem beispielsweise über politische Geschehnisse berichtet wird, also ein Kernbereich des Journalismus.
Entlang des Themas der Tagung sind wir unter anderem der Funktion von Journalismus im Kontext gesellschaftlichem Zusammenhalts nachgegangen: Als "vierte Gewalt" wird Journalismus als Teil des Systems der Gewaltenteilung diskutiert und damit wichtiger Bestandteil unserer Demokratie. Zum öffentlichen Diskurs und Herstellung von Transparenz trägt Journalismus zum Beispiel bei, indem über politische Geschehnisse berichtet wird und dadurch eine fundierte Entscheidungsfindung der Bürger*innen verbessert wird Integration. Zudem tragen traditionelle Medien auch zur Integration bei. Ferner fungiert Journalismus als Mediator zwischen der Öffentlichkeit und Politik und stellt sicher, dass die Stimme des Volkes im demokratischen Prozess gehört werden kann (Brückenfunktion von Journalismus).
Im Projekt haben wir uns mit dem Themenkomplex der Krise mediatisierter Öffentlichkeit in Stadt und Umland zunächst mittels Tiefeninterviews und Gruppendiskussionen genähert und uns mit dem medialen Habitus von Bürger*innen oder Herausforderungen medialer Sichtbarkeit von Kulturschaffenden auseinandergesetzt. Anschließend wurde ein mögliches Szenario (i. e. eine App) entwickelt, um dieser Krise entgegenzuwirken. Hier kam Co-Creation zum Einsatz. Co-Creation ist ein Ansatz mit dem Anspruch Stakeholdern (in unserem Fall primär regional ansässige Bürger*innen) größtmögliche Partizipation bei der Entwicklung zu gewähren. Es dient also vor allem dazu, Hierarchien aufzulösen. Gemeinsam soll die Entwicklung von Produkten, Konzepten, Theorien oder Wissen erarbeitet werden.
Im Ergebnis ist eine lokale Nachrichtenplattform entstanden, in der Inhalte traditioneller Medienhäuser, aber auch von Kollektiven (z. B. Kulturschaffende oder Vereine) und offiziellen Institutionen gebündelt und für Bürger*innen kuratiert werden. Die Kombination aus Nachrichten und einem integrierten Veranstaltungskalender soll eine Einladung an Bürger*innen sein, sich von lokalen Nachrichten bewegen zu lassen und sich in ihrer Umgebung zu bewegen: Daher auch der Name: moving.local – oder kurz – molo. Damit soll schließlich ein positiver Beitrag zur Stadtöffentlichkeit geleistet und der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt werden. Das Backend ist technisch so angelegt, dass sich das Angebot auch auf andere Städte ausweiten ließe. Möglichkeiten, wie eine solche Ausweitung unternommen werden könnte, werden aktuell ausgelotet.
Weiterführende Links:
https://sites.ifkw.lmu.de/mpaed2021/
https://molo.news/