Im Projekt DATAFIED haben wir die Rolle der digitalen Daten und der Technologien, mithilfe welcher diese Daten generiert, verarbeitet und genutzt werden, in Schulen untersucht. Dafür haben wir mit unterschiedlichen Personen gesprochen, die in Schulen arbeiten: Schulleitungen, Sekretariatsmitarbeitenden, Lehrkräften. In den Interviews mit ihnen haben sich verschiedene Arten der Beziehungen zwischen Menschen, die in Schulen mit Daten arbeiten, und den digitalen Daten über Schule herauskristallisiert. Über diese Beziehungen zu und Rollen digitaler Daten handelt die neue Publikation, die Irina Zakharova und Dr. Juliane Jarke veröffentlicht haben. Im Fokus stehen dabei Daten aus Schulinformationssystemen, die für Verwaltung in Schulen verwendet werden und Informationen über Personal, Schüler*innen und Ressourcen der Schule wie z.B. Räumlichkeiten beinhalten.
Zur Arbeit in Schulen gehört unter anderem Fürsorge (englisch „care“) in vielen Tätigkeiten. Dabei spielen digitale Daten auch eine bedeutende Rolle. Wir zeigen in unserem Beitrag die Situationen, in den Daten zu Antagonisten dieser Fürsorge, zu ihren Mediatoren, zu Mitteln, die Fürsorge zu erfahren, oder auch zu Objekten dieser Fürsorge werden.
Ein Verständnis der Daten als Antagonisten der Fürsorge ist sowohl im öffentlichen als auch im wissenschaftlichen Diskurs häufig anzutreffen. Dabei werden digitale Technologien und mit ihrer Hilfe produzierten Daten den sozialen Aspekten des Schulalltags gegenübergestellt. Auch wenn solche Situationen vorkommen, zeigen wir, dass Daten auch andere Rolle in Schulen einnehmen.
Als Mediatoren verstärken digitale Daten schulische Praktiken, indem sie diese illustrieren, präsentieren und kommunizieren helfen. So werden Daten zu einem wichtigen Instrument der Organisation: Sie verschaffen einen Überblick, ermöglichen Planung und Entwicklung auf der individuellen sowie auf der organisationalen Ebene und helfen damit beispielsweise den Schulleitungen, sich um ihre Schulen zu kümmern.
Als Mittel, Fürsorge zu erhalten, haben digitale Daten ähnliche Funktionen wie als Mediatoren und dienen als Gesprächsgrundlage und Illustration. Entscheidend ist, dass dabei auf Fehler, Unstimmigkeiten oder Leerstellen in den Daten hingewiesen wird um notwendige Verbesserungen, zu erzielen, zum Beispiel in der Kommunikation mit den Entwickler*innen der Schulinformationssysteme.
Manchmal benötigen die Daten selbst Fürsorge, zum Beispiel wenn jährliche statistische Erhebungen möglichst akkurat und vollständig eingepflegt werden sollen. Diese Fürsorge ist zwar auf eine korrekte Repräsentation einer Schule in der Statistik gerichtet, so müssen aber zunächst die Daten sorgsam eingepflegt und überprüft werden, um so eine korrekte Repräsentation zu gewähren.
Da digitale Daten in Schulen immer an Bedeutung gewinnen, ist es entscheidend zu verstehen, welche Positionen diese im schulischen Handeln einnehmen und in welcher Beziehung sie zu schulischen Akteur*innen und ihren Praktiken stehen. Wie unsere Analyse zeigt, ist dabei ein Fokus ausschließlich auf das antagonistische Verhältnis zwischen einer datafizierten und einer fürsorglichen Schule nicht ausreichend.