Der Begriff „Datafizierung“ wird aktuell in unterschiedlichen Bereichen der Wissenschaft—beispielsweise Medienwissenschaft oder kritische Forschung zu Bildungstechnologien (critical edtech research), über eine Vielzahl von theoretischen und empirischen Studien erforscht. In ihrem neuem Konferenzbeitrag kartiert Irina Zakharova methodologische Ansätze zur Erforschung von Datafizierung in den Sozialwissenschaften.
Das Augenmerk auf Methodologien soll verdeutlichen, wie unterschiedliche Annahmen über Datafizierungsprozesse durch angewandte Methoden mitgeprägt werden und bietet eine Reflektion über den Stand der Forschung an. Diese Reflektion bezieht sich nicht nur auf die Methoden, sondern auch auf die unterschiedlichen Verständnisse davon, welche gesellschaftlichen und technologischen Prozesse im akademischen Diskurs als Datafizierung gemeint sind und wie sie in Zukunft adressiert werden sollen. Um diesem Zusammenspiel zwischen Methoden und ihren Ergebnissen gerecht zu werden, habe ich den Begriff Methoden-Assemblage (Law, 2004) verwendet. Eine Methoden-Assemblage bringt die vielen Elemente zusammen, aus denen ein Forschungsprozess besteht: Forscher*innen und ihre disziplinäre, theoretische Verortung; die erforschten Personen(gruppen) und Gegenstände, Methoden der Datenerhebung und -analyse.
Der Beitrag stellt eine kurze Zusammenfassung meiner laufenden Dissertation mit dem Titel „Data inquiry: research in times of datafication“ dar. Darin habe ich Aussagen von 32 Wissenschaftler*innen analysiert, die in den letzten acht Jahren internationale Publikationen zu Datafizierung in diversen sozialwissenschaftlichen Forschungsdisziplinen veröffentlicht haben. In meinem Beitrag habe ich drei Arten von Methoden-Assemblagen identifiziert. Diese unterschieden sich anhand der Fragen 1) worüber sprechen wir, wenn wir von Datafizierung sprechen, 2) was wollen wir erfahren, wenn wir Datafizierungsprozesse untersuchen?
Mit der ersten Methoden-Assemblage werden die Begegnungen der Menschen mit Datenrepräsentationen (z.B. Grafiken, numerische Repräsentationen wie Auflistungen und Rankings) im alltäglichen Leben adressiert. Mit der zweiten Methoden-Assemblage werden die sozialen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Auswirkungen der Dateninfrastrukturen unter die Lupe genommen. Mit der dritten Methoden-Assemblage werden schließlich die Software und ihr zugrundeliegenden Algorithmen rekonstruiert.
Da die Forschung zu Datafizierung in verschiedenen akademischen Disziplinen und über diversen theoretischen und methodischen Ansätzen hinweg geführt wird, ist es von großer Bedeutung, diese Forschungsstränge kontinuierlich in einen Dialog miteinander zu bringen.