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Neues aus dem ZDF Fernsehrat (11): Haushalt, Streaming-Netzwerk und Jugendschutz

Seit Juli 2020 darf ich den Bereich "Wissenschaft und Forschung" im ZDF Fernsehrat vertreten. Ganz im Sinne von "Open Science" werde ich im ifib-Blog über die aus meiner Sicht wichtigen und berichtenswerten Themen schreiben. Dies bezieht sich sowohl auf die Plenumssitzungen als auch meine Mitwirkung im Ausschuss für Telemedien.

 

Auf der Tagesordnung für die Sitzung am 8.12.2023 (ausnahmsweise hybrid aufgrund des Bahn-Streiks, flexibel organisiert) standen diesmal eine Reihe von Themen, von denen mich drei besonders interessiert haben.

(1) Der Haushalt:

Das ZDF hat einen ausgeglichenen Haushaltsplan für das Geschäftsjahr 2024 vorgelegt. Dieser wurde einstimmig mit einer Enthaltung genehmigt. Insgesamt schließt der Haushaltsplan 2024 mit einem Ergebnis von minus 123 Mio. Euro ab. Hierfür gab es eine Rücklage die exakt zu diesem Zweck gebildet wurde. Auch wenn die Aussprache zum vorgelegten Haushalt nur eine halbe Stunde dauert, wurde nach dem Vortrag des Intendanten und den folgenden verschiedenen Beiträgen sehr deutlich, dass es eine große Übereinstimmung bei den Fernsehrats-Mitgliedern gibt. In den Ausschüssen wurde kontrovers diskutiert, aber die Gratwanderung zwischen Einsparungen und den erhöhten Anforderungen an das Programm ist meiner Ansicht unter Perspektive der Empfehlungen der KEF nach sehr gut gelungen. Rein formal kann der Fernsehrat den Haushaltsentwurf nur in Gänze genehmigt, nachdem dieser vom Verwaltungsrat auf Basis der Vorlage des Intendanten beschlossen wurde. 

(2) Streaming-Netzwerk

Hierbei handelt es sich um das gemeinsame Netzwerk der Mediatheken mit der ARD - und erste Gespräche zu einer Erweiterung mit weiteren europäischen Partner. Es ist klar erkennbar, dass die hohe technologische Kompetenz beim ZDF der Treiber ist. Die leichtere Zugänglichkeit aller Angebote ist ein großer Fortschritt und gleichzeitig bleibt erkennbar, von wem das Angebot stammt - und da gibt es deutliche Unterschiede. Gleichzeitig wird für das ZDF ein größerer Bestand eröffnet und damit auch weitere (Meta)Daten nutzbar, die für die Verbesserung der automatischen Empfehlungssysteme helfen, die im Wesentlichen aus dem ZDF stammen. Da dies in ein vorbildlich transparentes Verfahren hinsichtlich der eingesetzten Algorithmen eingebettet ist, kann das nur begrüßt werden. Insbesondere der Einsatz von Public Value Metriken ist hervorzuheben:

  • Novelty: Wie häufig werden selten abgerufene Inhalte genutzt? 

  • Coverage: Welcher Anteil der gesamten Inhalte wird genutzt? 

  • Diversity: Wie unterschiedlich sind die genutzten Inhalte? 

  • Serendipity: Wie häufig werden pro Nutzer Inhalte außerhalb der bisher bekannten Interessen genutzt? 

Zudem hat das ZDF bereits im Oktober eigene Grundsätze für den Umgang mit (generativer) KI verabschiedet. Das ist ebenfalls vorbildhaft für alle anderen Medienunternehmen.

 

(3) Jugendschutz

Die Jugendschutz-Beauftrage des ZDF hat einen ausführlichen Bericht vorgelegt und diesen kurz dem Plenum des Fernsehrats vorgestellt. Besonderes bemerkenswert ist das proaktive Engagement und die Bemühungen um Prävention. Im Kontext verschiedener Projekte zur Förderung der Medienkompetenz (in Kooperation mit klicksafe, oder der Chatbot deine Insel) habe ich die Frage gestellt, inwieweit die Wirkung untersucht wird und wie eine Skalierung möglich wird. Hierzu liegen bisher keine Untersuchungsergebnisse vor, die Abrufzahlen können aber rekonstruiert werden. Hier wäre es sicher wünschenswert, zusammen mit Medienpädagog:innen eine Evaluation zu starten, um auch die Wirksamkeit bewerten zu können.

Darüber hinaus wurden zahlreiche Programmbeschwerden behandelt und über den Stand und die Entwicklung von ZDFneo, arte, funk sowie der jährliche Bericht der Gleichstellungsbeauftragten sowie über das Sport-Angebot diskutiert.

Die nächste Sitzung des Fernsehrates findet am 15.3.2023 in Mainz statt.  



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