Auf der Tagesordnung für die Sitzung am 15.3.2024 waren für mich drei Themen von besonderem Interesse:
(1) Bericht des des Zukunftsrat und Konsequenzen für das ZDF
In verschiedenen Ausschüssen, über die Stellungnahme des Intendanten und in der nachfolgenden Diskussion des Fernsehrats wurde der Bericht des Rates für die zukünftige Entwicklung des öffentlichen-rechtlichen Rundfunks (so der Zukunftsrat in lang) einerseits gewürdigt und andererseits auch die Bemühungen des ZDF hervorgehoben. Der Fernsehrat hat einen eigenen Beschluss verabschiedet, der auch öffentlich zugänglich ist. Darin wird die Reformbereitschaft hervorgehoben, aber auch die Bedeutung des Streaming-Netzwerkes inklusive der Möglichkeiten der Beteiligung der Nutzer:innen. Ich finde, der Zukunftsrat springt in Bezug auf die Digitalisierung zu kurz. Schon 2021 hat die Leopoldina eine Stellungnahme zu Digitalisierung und Demokratie veröffentlicht, an dem ich seinerzeit mitwirken durfte. Sie war schon sehr viel zukunftsorientierter, insbesondere hinsichtlich der Rolle des ÖRR. So ist das Streaming-Netzwerk von ARD und ZDF bereits eine technologische Plattform, deren Interoperabilität eher an der organisatorischen Komplexität bspw. bei der Vereinbarung von Metadaten-Standards scheitert. Zudem ist das ZDF beteiligt an dem internationalen Projekt « Public Social Spaces », das Module für öffentliche digitale Räume in Co-Creation Mut Nutzer:innen entwickelt. Hier kommen auch schon die erwünschten „öffentlich-rechtlichen Algorithmen“ zum Tragen.
(2) Selbstverpflichtungserklärung - Zwischenbilanz
In einer verdichteten Form wurden die gesetzten Ziele und ihre Erreichung in Form eines Kompass vorgestellt. Hierzu waren drei Sachverständige einbezogen, die stichprobenartig die Ergebnisse bewertet und dies dem Fernsehrat vorgestellt haben. Die Leistungen sind fast alle mit KPI unterlegt (und die Schwierigkeiten bei der Messung werden auch adressiert) und es hört sich immer sehr beeindruckend an. In der Dimension « Qualität » sind bereits in den Zwischenbilanz alle Ziel erreicht worden - das zeigt die Performanz des ZDF, oder reflektiert wenig ambitionierte Ziele. Die Sachverständigen reflektieren die Aussagekraft der Kennzahlen (hoch, aber sehr aufwändig in der Erhebung bspw. wegen der Stichprobenverzerrungen) und diskutieren sie anhand von zwei Fallstudien: a) Vielfalt in Empfehlungssystemen im Nachrichtenbereich (auf Basis einer Stichprobe beim ZDFmitreden Panel mit mehr als 10.000 Teilnehmenden). Die Ergebnisse zeigen eine deutlich negative Haltung gegenüber automatischen Empfehlungssysteme - mit starken Verzerrungen (bspw. zwischen jung und alt). Hier bleibt leider eine tiefergehende statistische Analyse aus. Allerdings wurden auch die Grenzen des Panels deutlich. b) Markenliebe (auf Basis von Serien ebenfalls unter Bezug auf ZDFmitreden). Es gibt Serienfans, aber noch keine „Markenliebe“. Es gibt Serien, die ein „talk of town“-Potenzial haben.
(3) Barrierefreiheit
Für das ZDF hat dieser Themenbereich für alle digitalen Angebote einen hohen Stellenwert. Die Investitionen sind in den letzten Jahren gestiegen und es wird das Paradigma „Design for All“ verfolgt. Ausgesprochen spannend ist die zunehmende Nutzung von KI-basierten Systemen (für automatische Untertitelung. Übersetzung, einfache Sprache) - und deren Grenzen. Letztere beziehen sich auf ihre Integration in die Infrastrukturen und auf die Qualität bspw. von Avataren für Gebärdensprache. Insgesamt kann und muss das ZDF hier eine Vorreiterrolle spielen.
Darüber hinaus wurden über den Stand und die Entwicklung von ZDFInfo und 3sat. Zudem wurden zahlreiche Programmbeschwerden behandelt, die aber alle zurückgewiesen wurden.
Die nächste Sitzung des Fernsehrates findet am 5.7.2024 wieder in Mainz statt. Das ist die letzte Sitzung in der bisherigen Zusammensetzung. Es werden nahezu die Hälfte der Mitglieder ausscheiden. Die konstituierende Sitzung des nächsten Fernsehrates findet am gleichen Tag statt.