Letzte Woche fand in der Bremer Zentralbibliothek eine Veranstaltung mit dem Thema "Wieviel 'Apphängigkeit' verträgt unsere Privatsphäre?" statt, die aus einem Vortrag von Prof. Dr. Isabel Zorn und einer anschließenden Podiumsdiskussion bestand. An der Diskussion nahmen neben meiner Person Rainer Ballnus (Landesinstitut für Schule), Imke Sommer (Datenschutzbeauftragte des Landes Bremen) und Daniel Tepe (Leiter Digitale Dienste der Stadtbibliothek) teil. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Bremischen Landesmedienanstalt koordinierten Medienkompetenz-Netzwerk in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur Deutschland e.V. (GMK-Landesgruppe Bremen) und der Stadtbibliothek Bremen.
In dem einleitenden Vortrag von Isabel Zorn referierte diese zunächst über mögliche Gefahren und Konsequenzen, die sich aus der intensiven Nutzung von Apps und mobilen Endgeräten ergeben. Dabei ging sie vor allem auf die Nutzung der anfallenden Daten durch die Unternehmen ein und die mangelnde Transparenz für die Nutzerinnen und Nutzer. Zudem sei nicht klar, was in Zukunft mit bereits vorhandenen Daten passieren werde. Die im Hintergrund liegenden Verfahren und Algorithmen blieben im Dunkeln. Um auf die individuellen und gesellschaftlichen Folgen aufmerksam zu machen, sah Isabel Zorn auch die Bildungsinstitutionen in der Pflicht, Heranwachsende auf diese Problematiken aufmerksam zu machen und zu sensibilisieren.
Im Anschluss gab es unter Beteiligung des zahlreich erschienenen Publikums eine intensive Diskussion. Imke Sommer stimmte den meisten Argumenten von Isabel Zorn zu und verwies darauf, dass die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) vieler US-amerikanischer Firmen nicht den deutschen Anforderungen hinsichtlich Datenschutz und Datensicherheit genügen. Zudem sei die mangelnde Transparenz ein großes Problem für die Nutzerinnen und Nutzer sowie die entsprechenden Behörden. Rainer Ballnus verwies darauf, dass Bremen im vergangenen Jahr die Lernplattform "its learning" (http://www.itslearning.de/bremen) eingeführt habe. Diese würde den Bremer Lehrerinnen und Lehrern bzw. Schülerinnen und Schülern einen gesicherten Raum bieten, wo sicher Daten ausgetauscht werden und mit entsprechenden Apps auch gesichert kommuniziert werden könne. Daniel Tepe berichtete, dass die Stadtbibliothek den Nutzerinnen und Nutzern auch Empfehlungen à la Amazon bietet, ohne dafür den Datenschutz zu verletzen, da sich viele Techniken auch mit anonymisierten Daten durchführen lassen.
So wichtig die angesprochenen Themen wie Datenschutz und Transparenz auch sind, habe ich versucht, der pauschalen Verteufelung dieser Verfahren, die auch häufig unter dem Begriff Big Data (Analytics) zusammengefasst werden, zu widersprechen. Denn gerade, wenn Bildung gefordert ist, Problematiken dieser Verfahren aufzuzeigen und kritisch zu beleuchten, reicht es in meinen Augen nicht aus, mit Kritik und Verboten zu reagieren. Es bedarf vielmehr eines reflektierten Umgangs mit den neuen Möglichkeiten, der neben Kritikpunkten wie dem mangelnden Datenschutz und der fehlenden Transparenz auch positive Eigenschaften wie objektive Entscheidungshilfen durch die Analyse großer Datenmengen herausstellt. Wobei gerade die Institution Schule in Zeiten von Inklusion, Flüchtlingskrise und heterogenen Lernständen von den Möglichkeiten der "learning analytics" profitieren kann - auch unter Einhaltung geltender Gesetze und Datenschutzverordnungen.