In jeder Legislaturperiode beauftragt die Bundesregierung eine unabhängige Kommission, Erkenntnisse über die aktuelle Lebenssituation älterer Menschen zusammenzustellen und der Fachöffentlichkeit und den politischen Instanzen zukunftsweisende Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Lage zu geben. In diesem Jahr hat der Bericht den Schwerpunkt und den Titel „Ältere Menschen und Digitalisierung“.
Eine zentrale Erkenntnis in diesem Bericht ist, dass ältere Menschen deutlich seltener als junge Zugang zum Internet haben: Rund die Hälfte der über 70-Jährigen hat das Internet noch nie benutzt. Zu Recht betont die Kommission, dass das Internet nicht nur selbst viele nützliche Anwendungen für ältere Menschen bietet, sondern auch eine Basisinfrastruktur für assistive Techniken und viele andere Anwendungen bietet und der Zugang älterer Menschen zum Internet daher als Teil der Daseinsvorsorge zu begreifen ist.
Der geringere Zugang wird als soziale Ungleichheit bezeichnet, die nicht tragbar ist. Daher wird die Bundesregierung aufgefordert, den Zugang für ältere Menschen in allen Wohnformen sicherzustellen (S. 135). Dem ist uneingeschränkt zuzustimmen. Aber das ist nicht neu, wird seit langem gefordert, doch leider bisher nicht umgesetzt. Die bloße Wiederholung ist daher unbefriedigend. Es muss noch mehr dazukommen. Ein Blick in den Rückspiegel hilft, bevor man weiterfährt.
Ich war im September 2019 zu einer Anhörung eingeladen und habe einen schriftlichen Fragenkatalog beantwortet, u.a. auch zu der Frage, was für einen Zugang im Einzelnen erforderlich ist. Leider wird im Bericht nicht konkretisiert, was Zugang insgesamt umfasst und wer die verschiedenen Komponenten wie bereitstellen könnte. Dies ist jedoch dringend erforderlich, wenn diese Forderung in der Politik endlich Gehör finden soll. Deswegen haben ich eine kritische Stellungnahme zu dem Bericht verfasst, die als Position auf der Internetseite des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA) veröffentlicht worden ist.
Dabei habe ich mich an die Gründung des ifib erinnert, bei der die Unterstützung der Schulen und Schulträger bei der Erstellung von Technologieplänen nach US-amerikanischem Vorbild ein konkreter Anlass war und bis heute eine zentrale Säule unserer Arbeit ist. Auch wenn Schulen und Senioreneinrichtungen eine Reihe von Unterschieden aufweisen, so gilt für beide, dass Zugang mehr umfasst als Netzanschluss und Geräte und dass neben der pädagogischen bzw. sozialen Betreuung bei einer größeren Zahl von Nutzerinnen und Nutzern die Einrichtungen selbst und die jeweiligen Träger ein zweistufiges professionelles IT-Management benötigen.
In meine konstruktive Kritik habe ich zwei Folien von damals aufgenommen, die heute gut auf Senioreneinrichtungen übertragen werden können. Die Corona-bedingten Kontaktbeschränkungen haben deutlich gemacht, dass der Internetzugang in Wohn- und Pflegheimen noch recht unterschiedlich ist, und viele ältere Menschen ihre Einsamkeit nicht mit digitaler Kommunikation mit ihren Angehörigen etwas lindern konnten.
So wie es mittlerweile Standard ist, dass Schulen bei der Beantragung von Investitionsmitteln für die Technikausstattung in einem Medienentwicklungsplan darlegen, wofür sie welche technischen Komponenten genau einsetzen wollen und wie sie deren Betrieb und die erforderliche Unterstützung nachhaltig gewährleisten, so sollten auch Senioreneinrichtungen und ihre Träger Technikbedarfs- und Nutzungspläne erstellen. Die meisten Träger sind darauf noch nicht umfassend vorbereitet. Die Schulen sind inzwischen etwas weiter und man kann von ihren Erfolgen und auch ihren Fehlern durchaus lernen.
Als Vorbild kann die hessische Landesregierung dienen: Sie hat im Juni 2020 spontan die Ausstattung von „Alten-, Pflege- und Behindertenheimen“ mit 10.000 Tablets angekündigt und dazu ein „Gesamtpaket“ geschnürt, das zumindest Hilfe bei der Einrichtung der Geräte umfasst. Ergänzend gibt es ein Förderprogramm für die WLAN-Ausstattung und eine Projektförderung “Ehrenamt digitalisiert“. Immerhin ein Anfang. Personalmittel für Netzwerkadministration und Support werden noch nicht erwähnt. Aber das war bei den Schulen zunächst genauso