Am 02.09. fand im Rahmen der Mensch und Computer 2018 in Dresden ein Workshop zum Thema „Partizipative & sozialverantwortliche Technikentwicklung“ statt. SozialforscherInnen, DesignerInnen, InformatikerInnen und einige Andere, die im Bereich des partizipativen Softwaredesigns arbeiten und forschen, trafen sich, um sich über ihre Praxiserfahrungen in Partizipationsprojekten auszutauschen und gemeinsam darüber zu reflektieren. Ich habe dort von unseren Erfahrungen mit der Einbindung älterer Menschen im Projekt MobileAge gesprochen.
Die Einbeziehung von NutzerInnen gehört längst zum guten Ton in Forschungs- und Entwicklungsprojekten und ist vielfach Voraussetzung für die Förderung. Wie substantiell diese Mitbestimmungsmöglichkeiten sind und ob sie tatsächlich zu sozialverträglicherer Technik führen, ist hingegen nicht klar. Angesichts des gegenwärtigen Partizipations-Hypes hatten sich die OrganisatorInnen des Workshops daher zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit den TeilnehmerInnen Kriterien und Anforderungen für Partizipation & sozialverträgliche Technikgestaltung zu erarbeiten. Im Austausch wurden wir uns schnell einig, dass eine wesentliche Voraussetzung für substantielle Beteiligung die Ergebnisoffenheit von Projekten ist, die leider aufgrund von Förderlogiken und Drittmittelabhängigkeiten kaum realisierbar ist; Kaum eine WissenschaftlerIn traut sich Arbeit in einen offenen explorativen Forschungsantrag zu stecken, da davon ausgegangen wird, dass die Wahrscheinlichkeit auf Förderung bei nicht im Vornherein definierten Ergebnissen rapide sinkt. Was aber ist, wenn sich im Zuge der Partizipationsforschung herausstellt, dass die im Antrag versprochene Technik in der Form oder überhaupt nicht auf die Bedarfe der Zielgruppe passt? Solche Form der „Zwangsbeglückung“ widerspricht den Ansprüchen sozialverträglicher Technikentwicklung, verschwendet öffentliche Gelder und sollte eigentlich – so würde man denken – durch die Beteiligung von NutzerInnen von Anfang an vermieden werden.
Um zukünftig ergebnisoffen & partizipativ sozialverträgliche Technik gestalten zu können, müssen wir als ForscherInnen den Mut aufbringen Projektanträge so zu schreiben, wie wir es für richtig halten, unabhängig von öffentlichen Ausschreibungs- und Förderlogiken. Das ist angesichts der Drittmittelabhängigkeit vieler WissenschaftlerInnen nicht leicht. Einige wenige Erfolgsbeispiele gibt es allerdings schon – in Chemnitz beispielsweise erforschen Soziologen, Informatiker und Designer gemeinsam mit BürgerInnen und finanziert vom BMBF in einem Living Lab die Frage wie wir gemeinsam leben wollen und welche Art von technischen Hilfsmitteln uns dabei unterstützen können. Solche Fragen bieten die Möglichkeit echter Mitbestimmung und für die Entwicklung von Technik, die den Menschen wirklich nützt.